Essen Keitel soll RWE-Aufsichtsrat führen

Essen · Der bisherige Kronprinz Paul Achleitner scheidet aus. Keitel kennt RWE gut.

Im Aufsichtsrat des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns werden die Karten neu gemischt. Der frühere Industriepräsident Hans-Peter Keitel soll mittelfristig Nachfolger von RWE-Aufsichtsrats-Chef Manfred Schneider werden, wie es in Kreisen der Kontrolleure heißt. Schneider (74) führt den RWE-Aufsichtsrat seit 2009.

Hans-Peter Keitel kennt RWE sehr gut. Der heute 65-jährige war viele Jahre Chef von Hochtief. Und der Essener Baukonzern war Jahrzehnte eine Tochter des Essener Versorgers. Keitel wurden zeitweise sogar Ambitionen auf das Amt des RWE-Vorstandschefs nachgesagt. Daraus wurde aber nichts. Keitel war zuletzt Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), im Januar hat er das Amt abgegeben und ist nun frei für neue Aufgaben. Der RWE-Sprecher sagte: "Zu Angelegenheiten des Aufsichtsrates nehmen wir keine Stellung."

Eigentlich hatte Manfred Schneider den früheren Allianz-Vorstand Paul Achleitner als seinen Nachfolger ausgeguckt, der bereits einfaches RWE-Aufsichtsratsmitglied ist. Schon zur Hauptversammlung in wenigen Wochen sollte der Stabwechsel erfolgen. Doch Achleitner ist mittlerweile oberster Kontrolleur bei der Deutschen Bank und hat hier mehr als genug zu tun. Die Bank steht unter anderem wegen der Liborzins-Affäre unter Druck. Nun wolle Achleitner sein Amt bei RWE niederlegen, berichtet das "Manager Magazin".

Schneider hatte sich zum Weitermachen bereit erklärt, bis ein Nachfolger für ihn gefunden ist. Den scheint man unter den bisherigen RWE-Aufsichtsräten nicht entdeckt zu haben. Bei Ekkehard Schulz, dem früheren ThyssenKrupp-Chef, etwa hatte sich RWE schon mal einen Korb geholt. Zudem steht Schulz wegen der ThyssenKrupp-Krise in der Kritik. Und Dieter Zetsche ist als Vorstands-Chef bei Daimler ausgelastet. Nun soll es Keitel richten. Er soll zunächst als einfaches Mitglied in den Aufsichtsrat einziehen, um später Schneider an der Spitze abzulösen, heißt es.

Zudem soll Werner Brandt, Finanzvorstand bei SAP, den ehemaligen Deutsch-Banker Carl-Ludwig von Boehm-Bezing (72) ersetzen.

(RP)
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