Kommentar zur Diesel-Affäre Mehr als grenzwertig

Das Kraftfahrtbundesamt verschickt Werbebotschaften der Autoindustrie. Das zuständige Verkehrsministerium sieht darin kein Problem. Welch ein Irrtum.

Im Verkehrsministerium kann man die Aufregung um die vermeintlichen Werbebriefe des Kraftfahrtbundesamtes nicht verstehen: Man informiere Dieselfahrer umfassend und transparent über Maßnahmen für saubere Luft in den Städten, heißt es da. Würde man dies nicht tun, würden Kritiker der Behörde Intransparenz, mangelnde Aufklärung und fehlenden Bürgerdialog vorwerfen. Damit macht es sich das Ministerium zu einfach. Es mag sein, dass aus Datenschutzgründen die Weitergabe der Adressen der Diesel-Besitzer an die Automobil-Hersteller nicht möglich war. Aber bedeutet das im Umkehrschluss, dass stattdessen eine Bundesbehörde auf eigene Kosten auf Rabatte von Privatunternehmen hinweisen muss? Noch dazu, wenn sie als Aufsichtsbehörde für die Zulassung von Diesel-Fahrzeugen verantwortlich ist? Das wäre fast so, wie wenn die Stiftung Warentest an ihre Leser Prospekte von Media Markt verschickt. Der Ruf des Kraftfahrtbundesamtes ist miserabel, Briefe wurden schon mal mit „industriefreundlichen Grüßen“ unterschrieben. Das Schreiben zeigt, dass den Verantwortlichen weiterhin jegliches Fingerspitzengefühl fehlt.

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