Frankfurt Katar-Krise zieht die Börsen runter

Frankfurt · Der Konflikt zwischen Katar und den arabischen Nachbarn trifft auch Qatar Airways und Norsk Hydro.

Der Streit des Emirats Katar mit seinen arabischen Nachbarn hat Investoren weltweit aufgeschreckt. Der Dax und der Index EuroStoxx50 verloren jeweils knapp ein Prozent. Die Aktienbörse Katars fiel in zwei Tagen um zehn Prozent. Die Antikrisen-Währung Gold verteuerte sich auf 1293 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Luftfahrt Wegen des Vorwurfs der Terrorismusunterstützung kündigten Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain an, alle Verkehrsverbindungen nach Katar einzustellen - und den Luftraum für Flugzeuge des Landes zu schließen. Deshalb werden Emirates aus Dubai und der Air-Berlin-Partner Etihad nicht mehr nach Katars Hauptstadt Doha fliegen. Die Krise trifft besonders die staatliche Fluggesellschaft Qatar Airways. Sie muss auf Europa- und Amerika-Strecken nun Umwege über den Iran und die Türkei fliegen. Qatar Airways hat in den letzten Jahren versucht, sein Netz kräftig auszubauen. So hält die Airline inzwischen 20,01 Prozent an der International Airlines Group, zu der British Airways, Iberia, Aer Lingus und Vueling gehören.

Kunden der Lufthansa seien vom Boykott Katars nicht betroffen, versicherte ein Lufthansa-Sprecher: Die Fluglinie steuere täglich außer dienstags Doha an. Dass Lufthansa Flüge streichen könnte, sei nicht zu erwarten, sagte der Sprecher. Sollte aber die Sicherheit für Fluggäste und Crews nicht mehr gegeben sein, werde man neu entscheiden.

Norsk Hydro Auch der norwegische Aluminiumproduzent leidet unter der Katar-Krise. Er hat zusammen mit einem Partner ein großes Werk in Katar, die Lieferungen von dort werden über den Hafen Jebel Ali in den Vereinigten Arabischen Emiraten verschifft. Der Hafen scheine aber für alle Sendungen aus Katar geschlossen zu sein, erklärt Norsk Hydro. Die Norsk-Hydro-Aktie gab um 1,3 Prozent nach. Das Werk in Neuss ist von den Lieferstörungen nicht betroffen, es stellt sein Aluminium selbst her oder bekommt es aus anderen Ländern.

Ölpreis Der Preis für die Sorte Brent fiel unter die Marke von 50 Dollar auf 49 Dollar je Barrel (159 Liter). Anleger fürchten, dass die politischen Spannungen die Bemühungen des Förderkartells Opec untergraben, die Produktionsmenge zu begrenzen und das weltweit herrschende Überangebot einzudämmen. Allein Katar fördert 620.000 Barrel Öl täglich.

Flüssiggasterminal Katar ist der weltgrößte Exporteur von Flüssiggas. Auch in Wilhelmshaven macht man sich deshalb Gedanken, hier soll ein Flüssiggasterminal entstehen. Die seit knapp zehn Jahren ruhenden Pläne sind in der Region noch nicht aufgegeben, zumal im französischen Dünkirchen, in Polen und in Litauen zuletzt solche Terminals errichtet worden sind - nicht zuletzt, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu mindern. Derzeit bezieht Deutschland 35 Prozent seiner Gaseinfuhren aus Russland.

Deutsche Exporteure "Durch die Einstellung von Luft- und Seeverbindungen nach Katar wird es auf alle Fälle Einschränkungen geben", sagte Felix Neugart, Geschäftsführer der Deutsch-Emiratischen Handelskammer. Darunter könnten die Exporte in den Wüstenstaat leiden. 2016 hatten deutsche Firmen Waren im Wert von gut 2,5 Milliarden Euro nach Katar exportiert. Damit steht das Land laut Statistischem Bundesamt auf Platz 52 der Handelspartner der Bundesrepublik.

Deutsche Konzerne Öl und Gas haben Katar reich gemacht haben. Die Finanzreserven des Landes betragen 330 Milliarden Dollar, viele liegen beim Staatsfonds Qatar Investment Authority. Das Geld wird investiert. Katar ist an Volkswagen, der Deutschen Bank und Siemens beteiligt. Auch Konzerne wie Hochtief, Porsche und Solarworld haben Erfahrungen mit katarischen Aktionären. Zuletzt stiegen die Kataris in die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd ein, die mit der United Arab Shipping fusionierte. Und hat nun zwei neue Großaktionäre: neben der Qatar Investment Authority auch einen saudischen Staatsfonds. Freund und Feind in der nahöstlichen Fehde hat Hapag-Lloyd also nun im Aktionariat sitzen.

"Die Investitionen von Katar würden für deutsche Unternehmen erst dann ein Problem, wenn Katar auf internationale Bannlisten gesetzt würde, beispielsweise seitens der USA", sagt der Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding. Der Arm der Amerikaner ist lang: Noch heute scheuen deutsche Banken, Industrieprojekte mit dem Iran zu finanzieren - aus Angst, sie könnten der US-Ausgrenzungspolitik gegenüber dem Iran auf die Füße treten und dann auch vom amerikanischen Markt vertrieben werden.

(RP)
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