Frankfurt Kassenärzte fordern Rückzug von Ärzte-Chef Gassen

Frankfurt · Der Düsseldorfer Orthopäde soll Fachärzte zulasten der Hausärzte begünstigt und die Organisation geschädigt haben.

Frankfurt: Kassenärzte fordern Rückzug von Ärzte-Chef Gassen
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Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, steht unter Druck. Zehn Kassenärztliche Vereinigungen (KV), darunter Nordrhein und Westfalen-Lippe, fordern seinen Rückzug. Sie werfen dem Düsseldorfer Orthopäden vor, Umsätze von den KVen zum Spitzenverband der Fachärzte zu verlagern. Der Verband hat Gesellschaften gegründet, die ärztliche Abrechnungen übernehmen können - das war bisher KV-Kerngeschäft. "Der Vertrauensverlust ist irreparabel. Wir können uns eine weitere Zusammenarbeit mit dem KBV-Vorstand nicht mehr vorstellen", erklärten die KVen jüngst. Entsprechend hoch her ging es gestern bei der Vertreterversammlung der KBV, die am Vorabend des Ärztetages in Frankfurt stattfand - und sich vertagte.

Auch Vertreter der Hausärzte haben das Vertrauen in Gassen verloren. Sie werfen ihm vor, einseitig die Interessen der Fachärzte zu vertreten und Hausärzte zu benachteiligen. Der 52-Jährige steht seit März 2014 an der Spitze der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Diese vertritt 150 000 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten, stellt die ambulante Versorgung sicher und ist für die Verteilung des 38 Milliarden Euro schweren Honorartopfes verantwortlich. Jeden Euro, den Fachärzte mehr erhalten, bekommen Hausärzte weniger. Die Aufständigen werfen Gassen vor, einen neuen Vertrag, die ambulante spezial-fachärztliche Versorgung (ASV), so ausgestalten zu wollen, dass den Hausärzten die Patienten zugunsten der Fachärzte weggenommen werden.

Nebenkriegsschauplatz ist ein Streit über die Altersversorgung von Gassens Vorgänger Andreas Köhler, der einst mit üppigen Gehaltsplänen (350 000 Euro im Jahr) für Furore gesorgt hatte. Nun hat Regine Feldmann, Hausärztin im KV-Vorstand, das Gesundheitsministerium aufgefordert, die Altersbezüge von Köhler zu überprüfen - offenbar ohne Abstimmung mit dem Chef.

Gassen, der 2014 knapp 275 000 Euro erhielt, betonte gestern: Er hoffe, "dass man, auch ohne das Team auszuwechseln, erfolgreich die nächste Saison spielen kann".

(RP)
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