Bonn Kartellamt will Macht von Hotelportalen brechen

Bonn · HRS soll Hotels nicht mehr in die Preisgestaltung reinreden dürfen. Verbraucher haben so mehr Chancen auf Rabatte.

Viele Verbraucher lieben sie: Die Bestpreis-Garantien im Internet. Alle großen Reiseportale wie HRS, Booking oder Expedia bieten sie an und vermitteln den Kunden damit das Gefühl, bei der Buchung nicht viel falsch machen zu können. Doch die Sache hat einen Haken: Damit das Ganze funktioniert, schreiben die Portale in ihre Verträge mit den Hotels Meistbegünstigungsklauseln. Die Hotels müssen garantieren, dass nirgendwo anders im Internet ihre Zimmer günstiger angeboten werden. Das Bundeskartellamt sieht darin eine Behinderung des Wettbewerbs. Ins Visier nahmen die Wettbewerbshüter als erstes Deutschlands größtes Online-Hotelportal HRS. Hotels, die dort um Kunden werben wollten, mussten dem Portal bislang den jeweils niedrigsten Zimmerpreis, die höchstmögliche Zimmerverfügbarkeit und die günstigsten Buchungskonditionen garantieren.

Selbst an der eigenen Rezeption sollten die Hotels laut Bundeskartellamt den Reisenden zuletzt keine besseren Konditionen mehr anbieten dürfen. Das ist nun Geschichte. Die Behörde untersagte gestern HRS nicht nur die Umsetzung der Bestpreis-Klausel bei deutschen Hotels, sondern verpflichtete das Unternehmen auch, sie bis zum 1. März kommenden Jahres aus den Verträgen zu entfernen.

Gleichzeitig leitete die Behörde wegen vergleichbarer Klauseln Verfahren gegen die beiden Wettbewerber Booking und Expedia ein.

HRS will auch nach der Entscheidung des Kartellamts an seiner Bestpreis-Garantie für die Kunden festhalten. Für Kartellamtspräsident Andreas Mundt steht aber außer Zweifel, dass die gängige Praxis der Hotelportale negative Auswirkungen für die Kunden hat. "Bestpreisklauseln bei Buchungsportalen im Internet sind nur auf den ersten Blick vorteilhaft für den Verbraucher. Letztlich verhindern die Klauseln, dass woanders günstiger angeboten werden wird", meint er.

Neue Anbieter könnten auf dem Markt nur schwer Fuß fassen, wenn sie Hotelzimmer nicht günstiger anbieten könnten als die Platzhirsche. Ein Aufatmen gab es nach der Entscheidung des Kartellamts beim Hotelverband Deutschland (IHA). Dies könne ein "Befreiungsschlag" für die Hoteliers in Deutschland sein, sagt IHA-Hauptgeschäftsführer Markus Luthe. Ihn stören auch die hohen Provisionen der Portale.

(dpa)
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