Essen Karstadt will Zentrale aus Essen verlegen

Essen · Der Firmensitz ist zu groß geworden, weil die Mitarbeiterzahlen sinken. Mehrere Hundert Stellen sollen wegfallen.

Der angeschlagene Warenhauskonzern Karstadt sucht eine neue Firmenzentrale und schließt nicht aus, seinen bisherigen Hauptsitz Essen zu verlassen. Das geht aus einer Mitteilung an alle Mitarbeiter hervor, die die Karstadt-Spitze am Dienstagnachmittag verschickte. In der internen Mitteilung, die von der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" ("WAZ") gestern publik gemacht wurde, heißt es, dass der im Jahr 1969 in Betrieb genommene Verwaltungskomplex im Essener Stadtteil Bredeney nicht mehr zeitgemäß sei.

Damit steht der traditionsreiche Warenhauskonzern vor einer weiteren Veränderung nach den zahlreichen Umstrukturierungen in den vergangenen Jahren. 2009 war Karstadt zusammen mit seinem damaligen Mutterkonzern Arcandor in der Insolvenz gelandet. Von dort übernahm der Milliardär Nicolas Berggruen 2010 das Unternehmen und verkaufte es 2014 an den österreichischen Immobilien-Investor Rene Benko. Dieser war erst im vergangenen Monat bei dem Versuch gescheitert, den Konkurrenten Kaufhof zu übernehmen. Den Zuschlag erhielt der kanadische Kaufhauskonzern Hudson's Bay Company, der Investitionen angekündigt hat und den Marktanteil von Kaufhof auszubauen will. Karstadt steht also unter Druck.

In dieser Hinsicht sind auch die Umzugspläne zu sehen. Denn die Zentrale in Bredeney, die Ende der 60er-Jahre für den damals größten deutschen Handelskonzern gebaut wurde, ist längst zu groß geworden. Von Essen aus steuerte Karstadt in den vergangenen Jahrzehnten eine Fülle von Tochterunternehmen wie Neckermann, Quelle, Kepa, Hertie und andere, die inzwischen vom Markt verschwunden sind oder nicht mehr zum Konzern gehören. Die dritte Etage des Gebäudes steht komplett leer. Im Zuge der Sanierung des Unternehmens, das rote Zahlen schreibt, sollen überdies mehrere Hundert Stellen in der Zentrale abgebaut werden. Erst im Mai hatte Karstadt bekannt gegeben, fünf Filialen zu schließen.

"Das Gebäude des Karstadt Service Center (Theodor Althoff-Straße 2) entspricht weder funktional noch technisch den Anforderungen eines modernen Arbeitgebers und Unternehmens", heißt es in dem Schreiben. Die Konzern-Führung plane deshalb, einen "modernen Zentralstandort" zu entwickeln, der "speziell auf die Bedürfnisse von Karstadt zugeschnitten ist".

Nach "WAZ"-Informationen ist ein Umzug in den nächsten zwölf bis 18 Monaten geplant. Wo die neue Zentrale entstehen soll, ist offenbar völlig offen. In der Mitteilung an die Belegschaft heißt es dazu, bei der Standortsuche wolle man den "Bedürfnissen der Mitarbeiter und Besucher von der Erreichbarkeit her" Rechnung tragen. Dazu wurde analysiert, von wo die Karstadt-Beschäftigten täglich zur Arbeit fahren. Wie aus dem Unternehmensumfeld verlautete, fühlt sich Karstadt offenbar nicht mehr an den Traditionsstandort Essen gebunden. "Wir suchen ergebnisoffen", heißt es.

(RP)
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