Essen Karstadt-Jobabbau trifft rund 3000 Mitarbeiter

Essen · Beschäftigte sollen auf Urlaubsgeld sowie Tariferhöhungen verzichten und 2,5 Stunden mehr pro Woche arbeiten.

Beim Warenhauskonzern Karstadt befürchtet der Betriebsrat noch schärfere Einsparungen. Die Unternehmensleitung habe angekündigt, neben der bekannten Schließung von sechs Standorten jetzt alle Filialen auf den Prüfstand zu stellen, teilte der Gesamtbetriebsrat den 17 000 Beschäftigten in einem Flugblatt mit. Nach Rechnung des Gesamtbetriebsrates sollen Personalkosten im Volumen von 1950 Vollzeitstellen gestrichen werden. "Unter Berücksichtigung der Teilzeitquote wären das circa 3000 Mitarbeiter", heißt es in dem Flugblatt. Dies sei kein Sanierungsprogramm, sondern ein "Frontalangriff auf alle Beschäftigten", erklärte der Gesamtbetriebsrat. Er und die Gewerkschaft Verdi kündigten Widerstand gegen das "Paket an Grausamkeiten" an. Das Unternehmen nahm zunächst keine Stellung zu dem Flugblatt.

Am Mittwoch sind Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat und Unternehmen geplant, am darauffolgenden Montag verhandelt der Konzern mit Verdi über mögliche Kürzungen tariflicher Leistungen. Dem Flugblatt zufolge plant das Unternehmen, die Arbeitszeit von durchschnittlich 37,5 auf 40 Stunden pro Woche zu erhöhen. Für die Karstadt-Beschäftigten gilt bereits seit 2013 eine bis 2015 befristete "Tarifpause". Die Aussetzung von Tariferhöhungen solle "über einen langen Zeitraum" verlängert werden, so der Gesamtbetriebsrat. Außerdem seien Einsparungen bei Weihnachts- und Urlaubsgeld, mehr Teilzeitbeschäftigung, noch flexiblere Arbeitszeiten und die Einführung von Selbstbedienungszonen für Kunden geplant. Von der durch Konzernchef Stephan Fanderl jüngst verkündeten Schließung von sechs Karstadt-Häusern in Stuttgart, Hamburg, Göttingen, Köln, Paderborn und Frankfurt/Oder seien 331 Mitarbeiter direkt betroffen. "Mit uns gibt es keine Arbeitszeitverlängerung und keinen Abbau von Sonderzahlungen", sagte ein Verdi-Sprecher.

Fanderl will bereits bis Mitte 2015 bei den defizitären Warenhäusern die Wende schaffen, wie er Ende Oktober in einem Brief an die Mitarbeiter geschrieben hat. "Es gibt weitere Filialen, die defizitär sind und bei denen wir hart daran arbeiten müssen, sie zu drehen. Aber bei allem, was wir tun - unsere Zeit ist knapp: Wir werden den Turnaround aller defizitären Filialen bis Mitte 2015 geschafft oder Lösungen für die Standorte gefunden haben, an denen uns dies nicht gelungen ist", hatte Fanderl geschrieben.

(dpa)
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