Düsseldorf Karstadt-Interimschef muss gehen

Düsseldorf · Kai-Uwe Weitz verlässt den Konzern, die für übermorgen geplante Aufsichtsratssitzung wird erneut verschoben - beim Essener Warenhauskonzern ist weiter Feuer unterm Dach. Die Belegschaft muss auf den Plan von René Benko warten.

Der neue Karstadt-Alleineigentümer Signa Retail strapaziert die Nerven und die Geduld der Belegschaft. Anders als geplant wird es morgen keine Aufsichtsratssitzung geben, auf der das Zukunftskonzept für den Warenhauskonzern vorgestellt wird. Und: Für einen derjenigen, die bei dieser Präsentation morgen eine maßgebliche Rolle hätte spielen sollen, ist das Thema Karstadt abgehakt: Kai-Uwe Weitz, seit drei Jahren Personalchef und seit dem Rücktritt von Eva-Lotta Sjöstedt Anfang Juli gemeinsam mit Miguel Müllenbach Spitzenmann bei Karstadt, verlässt den Konzern. "In gegenseitigem Einvernehmen", wie das Unternehmen gestern mitteilte. Derartige Formulierungen lassen nach allen Erfahrungen mit der deutschen Zeugnissprache stets den Schluss zu, dass der Betroffene nicht ganz freiwillig das Feld räumt. Was natürlich niemand bestätigen würde.

Die erste Personalveränderung in der Ära Benko ist damit perfekt. "Karstadt dankt Kai-Uwe Weitz für seinen Beitrag in den zurückliegenden schwierigen Jahren des Umbruchs und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute", erklärte Aufsichtsratschef Stephan Fanderl.

Der Rest bleibt vorerst noch unklar. Die Verschiebung der Aufsichtsratssitzung hat Karstadt gestern damit begründet, dass das Unternehmen erst die Genehmigung des Deal zwischen Benko und dem bisherigen Eigentümer Nicolas Berggruen durch das Bundeskartellamt abwarten wolle. "Wir werden die Sanierung der Karstadt Warenhaus GmbH zügig und entschlossen angehen. Aber wir können der Entscheidung der Kartellbehörde nicht vorgreifen. Deshalb kann ein neuer Sitzungstermin erst nach der Freigabe der Übernahme durch das Bundeskartellamt und der Neuwahl der Anteilseigner-Vertreter festgelegt werden", erklärte Aufsichtsratschef Fanderl.

Eine Aussage, die in Handelskreisen ein wenig Befremden auslöst. Auf einem Handelsmarkt, auf dem selbst eine Fusion der Warenhaus-Rivalen Galeria Kaufhof und Karstadt kein Problem wäre (beider Marktanteil zusammen läge unter fünf Prozent), dürfte die Entscheidung der Wettbewerbshüter eigentlich kein Hinderungsgrund sein. Das Kartellamt dürfte spätestens Mitte September seine Entscheidung offiziell bekannt geben. Die Neuwahl von Mitgliedern des Kontrollgremiums dagegen ist eine relevante Frage, weil die Vertreter des bisherigen Eigentümers Berggruen durch jene des neuen Eigentümers Benko ersetzt werden müssen. Erst danach geht es ans Eingemachte, sprich: an die Fragen zur Zukunft von Karstadt.

Bis dahin grassiert weiter die Angst unter den Mitarbeiten über mögliche Schließungspläne. Spekuliert wird darüber, ob Signa-Inhaber René Benko einen Teil der Häuser in Shopping-Malls umbauen könnte und einen weiteren Teil vielleicht doch noch an den Konkurrenten Galeria Kaufhof abgibt. Der Rest, so wird immer wieder kolportiert, sei akut schließungsgefährdet. Neben den drei Premium-Kaufhäusern in Berlin, München und Hamburg gehören Signa bereits 17 der Karstadt-Warenhäuser, darunter zwei in Berlin sowie Filialen unter anderem in Dortmund, Dresden, Hamburg, Köln und Stuttgart. Viele andere befinden sich im Eigentum des Highstreet-Konsortiums, das die Immobilien vor Jahren von Karstadt übernahm, unter anderem das Sporthaus in Düsseldorf und die Filiale im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt.

Wie schlecht die Situation derzeit insgesamt ist, zeigt der Verlust für das im September 2013 zu End e gegangene Geschäftsjahr, wie gestern im Bundesanzeiger berichtet. Der Verlust lag bei rund 131 Millionen Euro. Das sind zwar 27 Millionen Euro weniger als im Vorjahr, aber immer noch katastrophale Zahlen. Der Betriebsverlust hat sich demnach auf 124 Millionen sogar vervierfacht. Für 2013/14 wird erneut ein Minus in knapp dreistelliger Millionenhöhe erwartet, ein operativer Gewinn erst für 2016/17. Daher müsste die Belegschaft in Alarmstimmung sein. Doch die Mitarbeiter seien angesichts dessen, was sie schon erlebt hätten, relativ gefasst, heißt es im Umfeld von Karstadt.

(RP)
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