Düsseldorf Kamps wird Chef bei Müller Milch

Düsseldorf · Gestartet ist der Mann vor 30 Jahren mit einer kleinen Bäckerei-Filiale an der Düsseldorfer Friedrichstraße, jetzt ist er Chef von 14 000 Mitarbeitern, die pro Jahr 3,3 Milliarden Euro umsetzen: Heiner Kamps, Mitinhaber und Allein-Geschäftsführer der HK Food, wird jetzt zusätzlich Vorstandssprecher der Unternehmensgruppe Theo Müller, die zu den zehn größten Milchkonzernen in Europa gehört.

HK Food mit der Fischrestaurant-Kette Nordsee und der Feinkost-Firma Homann ist eine Tochtergesellschaft der Nahrungsmittelfirma IFRC, an der Theo Müller 80 und Heiner Kamps 20 Prozent halten. Müller hat sein Paket im vergangenen Jahr aufgestockt. Bis dahin hielt Kamps noch 40 Prozent der HK-Anteile. Zu Homann gehören auch die Marken Nadler und Livio. Die Nordsee-Kette betreibt mehr als 400 Restaurants im In- und Ausland. Die gesamte Gruppe setzte 2010 mit 9600 Mitarbeitern mehr als eine Milliarde Euro um und ist damit, gemessen am Umsatz, etwa halb so groß wie Müller.

Die Vereinigung der Unternehmensführung, zu der neben Heiner Kamps Müllers Söhne Stefan und Theo Junior gehören, legt in Handelskreisen den Verdacht nahe, Müller und HK Food könnten schon bald zu einer Gesellschaft verschmelzen. Davon ist bei den Unternehmen selbst keine Rede. "Mit seiner unternehmerischen Kompetenz, seinem Gespür für ertragreiches Business und seinen spezifischen Kenntnissen der Foodbranche wird Heiner Kamps unseren Konzern und seine Marken erfolgreich im hart umkämpften nationalen und internationalen Lebensmittelmarkt positionieren", erklärte Theo Müller gestern.

Allerdings heißt es im Firmenumfeld, die Zusammenführung könne bereits eine Weichenstellung in die Zukunft sein. Sobald der heute 56-jährige Kamps sich aus dem operativen Geschäft zurückziehe, könnten die Müller-Söhne allein beide Firmengruppen führen. Und dann sei es nicht ausgeschlossen, dass Müller und HK Food zu einem Unternehmen würden.

Heiner Kamps erklärte, er freue sich auf die neue Herausforderung. "Mit der Bündelung der starken Marken unter einer Führung erzielen wir Synergien für weiteres Wachstum, und zwar nicht nur in den Märkten, in denen wir bereits aktiv sind. Wir sind auch offen für den Einstieg in für uns neue Segmente der Lebensmittelbranche", so Kamps. In welchen Bereichen die Partner nach Zukäufen Ausschau halten, verriet er nicht.

Kamps'Karriere als Großunternehmer hatte in den 90er Jahren begonnen. Der Bäckerssohn aus dem westfälischen Bocholt war nach einer steilen Expansion mit seiner Kettte 1998 als erster Bäcker an die Börse gegangen und hatte das Unternehmen vier Jahre später als Konzern mit mehr als 1000 Filialen und fast zwei Milliarden Euro Umsatz an den italienischen Nudelkonzern Barilla verkauft. Mit dem Verkaufserlös startete Kamps eine neue Karriere im Lebensmittelgeschäft: Er kaufte Nordsee und Homann und baute gemeinsam mit Theo Müller und dem britischen Finanzinvestor ACP die KRMI-Gruppe, die später in die IFRC eingegliedert wurde.

Die Kamps-Familie Fotos unter www.rp-online.de/wirtschaft

(RP)
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