Neue "Initiative Finanzmarktwächter" Kampagne gegen Abzocke bei Banken

Berlin (dapd). Abzocke und Intransparenz bei Banken wollen die Verbraucherzentralen ins Visier nehmen. Mit der "Initiative Finanzmarktwächter" sollen undurchsichtige Provisionen, ineffiziente Sparpläne, schlechte Beratung und überhöhte Dispozinsen aufgedeckt werden.

2010: Diese Gebühren nehmen die Banken der Region
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Foto: RP, E. Malz

Die Verbraucherschützer wollen die Beschwerden von Bankkunden sammeln, um ein Bild vom Ausmaß der Probleme zu bekommen, erklärte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Gerd Billen, am Mittwoch in Berlin.

"Der Staat ist weder willens noch in der Lage, das an Überwachung zu leisten, was er müsste", sagte Billen. Getragen wird die Initiative von der vzbv und den 16 Verbraucherzentralen in den Bundesländern. "Die Probleme im Finanzmarkt sind massiv. Wir wollen unsere Kräfte bündeln, um schlagkräftiger zu sein", sagte der oberste Verbraucherschützer.

Als erstes nehmen die Finanzmarktwächter demnach zu hohe und undurchsichtige Provisionen ins Visier. Mit einem Musterbrief können Kunden von ihrer Bank verlangen, der gesetzlichen Pflicht zur Offenlegung nachzukommen.

Beispiel: Wie hoch sind die Dispo-Zinsen?

"Wir werden den Beweis antreten, dass es einen institutionalisierten Finanzmarktwächter braucht", sagte vzbv-Geschäftsführerin Irmgard Czarnecki. Die Interessen der Verbraucher sollten juristisch und politisch durchgesetzt werden. Im Lebensmittelmarkt gebe es strenge Vorschriften für die Qualität und Kennzeichnung von Produkten, in der Finanzbranche aber nicht. "Der Finanzmarktwächter ist der Seismograph, der meldet, was schief läuft", sagte sie.

Als Beispiel für eine Fehlentwicklung nannte Czarnecki die Gebühren, die Banken verlangen, wenn ein Kunde mit seinem Konto ins Minus gerät: "Was fehlt, sind gesetzliche Regelungen, die die Höhe der Dispozinsen begrenzen."

Finanzkrise machte auf Probleme aufmerksam

Oft fehlen nach Ansicht von vzbv-Finanzexpertin Dorothea Mohn bei Versicherungsverträgen zur Altersvorsorge die Informationen, welche Summen umgesetzt werden und wie viel Geld die Verbraucher verlieren. Sie wisse zwar, dass viele dieser Verträge vorzeitig gekündigt würden, wodurch den Anlegern viel Geld verloren gehe. Aber: "Eine amtliche Statistik fehlt", sagte Mohn.

Die Verbraucherzentralen wollten nun erst einmal feststellen, wie viele Verträge gekündigt werden und warum. Erst im nächsten Schritt könne untersucht werden, ob Kunden möglicherweise falsch beraten worden seien.

In den vergangenen Jahren seien die Probleme in der Finanzbranche größer geworden, sagte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Die Finanzkrise hat dazu beigetragen, dass Probleme im Finanzmarkt an die Öffentlichkeit geraten sind", sagte er. "Ein seriöser Berater wird die Vorteile nennen, aber auch die Nachteile."

Die Verbraucherschützer wollen demnach gegen alle Anbieter vorgehen, die "nicht mit lauteren Methoden zum Nutzen aller" arbeiten.

(apd/pes-)
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