Reaktion auf Ukraine Börsianer treiben Weizenpreise wegen Dammbruch in die Höhe

Washington · Weizen wird am Weltmarkt gehandelt. Nach dem Bruch des Kachowka-Damms befürchten Anleger Ernteausfälle in der Ukraine – dabei werden in Frontnähe ohnehin weniger Felder bestellt als zuvor.

 Die Ernte vom Vorjahr: Ein ukrainischer Bauer drischt am 4. Juli 2022 in der Region Dnipropetrowsk den Weizen auf seinem Feld (Archivfoto).

Die Ernte vom Vorjahr: Ein ukrainischer Bauer drischt am 4. Juli 2022 in der Region Dnipropetrowsk den Weizen auf seinem Feld (Archivfoto).

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind die Weltmarktpreise für Weizen und Mais am Dienstag in die Höhe geschnellt. An der Börse Chicago Mercantile Exchange zogen die Notierungen im frühen Handel um 2,4 Prozent auf 6,39 US-Dollar je Scheffel (rund 27 Kilogramm) an. Mais wurde mehr als ein Prozent teurer gehandelt, Hafer legte um 0,73 Prozent zu.

Der Dammbruch ließ an den Märkten die Sorge aufkommen, dass die erschwinglichen Lieferungen von Weizen, Gerste, Mais und Sonnenblumenöl aus der Ukraine an Entwicklungsländer, wo die Menschen mit Hunger und hohen Lebensmittelpreisen zu kämpfen haben, unterbrochen werden könnten. In der Südukraine gibt es riesige landwirtschaftliche Flächen, die durch die Wassermassen womöglich in Mitleidenschaft gezogen werden.

Joseph Glauber zufolge, Senior Research Fellow am International Food Policy Research Institute und ehemaliger Chefökonom des US-Landwirtschaftsministeriums, wurde in diesem Gebiet zuletzt jedoch weniger Weizen angebaut, weil es in der Nähe der Front liege. Die Menge an Getreide, das die Ukraine exportieren kann, sei um 40 Prozent geringer als noch vor zwei Jahren, sagte Glauber.

Die Rohstoffanalysten der Citi bezeichneten den Dammbruch als „Erinnerung an das anhaltende Inflationsrisiko auf dem Gütermarkt“. Lebensmittelexporte aus der Ukraine würden „aufgrund des Krieges weiterhin stark beeinträchtigt“, sagte Joe Janzen, Assistenzprofessor am College of Agricultural, Consumer and Environmental Sciences der University of Illinois Urbana-Champaign.

Die Ukraine meldete am Dienstagabend erste Schätzungen über Folgen des der Bruchs des Kachowka-Staudamms für die Landwirtschaft. Demnach rechnet das ukrainische Agrarministerium mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit. Detaillierte Informationen sollen demnach in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, wenn sich das Ministerium ein genaues Bild von der Lage gemacht habe.

„Darüber hinaus wird die von Menschen verursachte Katastrophe die Wasserversorgung von 31 Feldbewässerungssystemen in den Regionen Dnipropetrowsk, Cherson und Saporischschja zum Erliegen bringen“, so das Ministerium. „Die Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka wird dazu führen, dass sich die Felder im Süden der Ukraine bereits im nächsten Jahr in Wüsten verwandeln könnten“, hieß es weiter.

Auch die Trinkwasserversorgung in besiedelten Gebieten sei betroffen. Zudem erwartet das Agrarministerium nach eigenen Angaben negative Folgen für die Fischerei.

(peng/dpa)
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