Erhebung des Statistischen Bundesamts Junge Menschen in Beratung schulden vor allem Handykosten

Düsseldorf · Knapp zwei Drittel der unter 25-Jährigen, die 2018 eine Schuldnerberatung aufgesucht haben, schulden ihrem Mobilfunkanbieter Geld. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung des Statistischen Bundesamts.

 Wenn der Kontostand ins Negative rutscht, können die Schuldnerberatungsstellen helfen. Doch viele überschuldete Menschen nutzen das Angebot nicht.

Wenn der Kontostand ins Negative rutscht, können die Schuldnerberatungsstellen helfen. Doch viele überschuldete Menschen nutzen das Angebot nicht.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Arbeitslosigkeit, unwirtschaftliche Haushaltsführung oder eine gescheiterte Selbständigkeit: Ursachen für eine private Überschuldung gibt es viele. Zudem gibt es große Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Menschen, die in der Schuldenfalle stecken. Dies zeigt eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamts. Insgesamt wurden die Daten von 136.000 Personen ausgewertet, die 2018 eine Schuldnerberatung aufgesucht haben. Die Statistik beruht auf Angaben von 559 der insgesamt 1450 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland. Die Ergebnisse im Überblick:

Die junge Generation: Bei den unter 25-Jährigen ergab die Auswertung, dass mehr als jeder Vierte, der 2018 eine Schuldnerberatungsstelle aufgesucht hat, vor allem aufgrund einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung überschuldet ist (26,8 Prozent). Ein Ergebnis, das Ines Moers, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, bestätigen kann. „Ich kenne aus meiner eigenen Erfahrung als Beraterin viele Fälle von Azubis, die schnell zuhause ausziehen, sich ihre erste Wohnung mieten, dann aber doch merken, dass das Geld am Ende nicht reicht“, sagt Moers. Neben der unwirtschaftlichen Haushaltsführung sind die Hauptursachen für die Überschuldung Arbeitslosigkeit (19,4 Prozent) und ein langfristiges Niedrigeinkommen (11,7 Prozent).

Beim Blick auf die Gläubiger, sticht hevor, dass fast zwei Drittel der jungen Schuldner, die ein Beratungsangebot in Anspruch nahmen, Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsunternehmen haben (64,9 Prozent). Der Durchschnitt bei allen beratenen Schuldnern lag bei 49 Prozent. Die durchschnittliche Höhe der Schulden, die augrund eines Handy-/Internetvertrags entstanden sind, betrug 1573 Euro. Das entspricht mehr als einem Sechstel der gesamten durchschnittlichen Schuldenhöhe von 8.849 Euro. Mehr als jeder Zweite der Beratenen hat zudem Schulden bei der öffentlichen Hand, fast jeder Dritte hat Schulden im Versandhandel angehäuft (32,8 Prozent).

Die ältere Generation: Bei den Schuldnern ab 65 Jahren, die 2018 das Angebot einer Beratungsstelle in Anspruch nahmen, sind die Hauptursachen für die Überschuldung in einem privaten Schicksalsschlag begründet. Fast 30 Prozent der über 65-Jährigen gaben an, sich aufgrund einer Erkrankung, Sucht, Unfall, Trennung, Scheidung oder dem Tod des Partners überschuldet zu haben. „Nur“ jeweils knapp acht Prozent aufgrund Arbeitslosigkeit oder unwirtschaftlicher Haushaltsführung. Auf der Gläubiger-Seite standen bei den älteren beratenen Schuldnern vor allem Kreditinstitute (62,9 Prozent). Lediglich ein Viertel der Beratenen hatte Verbindlichkeiten aufgrund von Handy-/Internet-Verträgen (25,3 Prozent), 38 Prozent schuldeten der öffentlichen Hand Geld. Der Anteil der Mietschulden lag bei 13,5 Prozent.

Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung betreuen die Beratungsstellen nur circa zehn Prozent der überschuldeten Haushalte. „Die, die kommen sind überwiegend Geringverdiener, Arbeitslose oder Bezieher von Sozialleistungen“, sagt Geschäftsführerin Moers. Sie würde sich wünschen, dass mehr kämen; und auch nicht erst dann, wenn der erste Mahnbescheid schon zugestellt wurde. „Ganz viele kommen deshalb nicht, weil sie sich schämen“, sagt sie. Zu glauben, es regele sich wieder alles von selbst, sei der falsche Weg. „Es hilft, über die finanziellen Probleme zu reden. Egal, ob mit Freunden, der Familie oder in einer Beratung“, rät Moers.

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