Joachim Nagel folgt auf Jens Weidmann Eine gute Wahl für die Bundesbank

Meinung · Auf die erste Frau an der Spitze der Bundesbank müssen wir weiter warten. Doch mit Joachim Nagel ist ein guter Nachfolger für Jens Weidmann gefunden. Auch der Karlsruher wird in der EZB ein Mahner für einen stabilen Euro sein.

 Joachim Nagel und Jens Weidmann.

Joachim Nagel und Jens Weidmann.

Foto: dpa/Arne Dedert

Mit dem Start der Währungsunion hat die Deutsche Bundesbank an Macht und Glanz verloren, auch wenn das mancher Notenbanker in Frankfurt noch immer nicht wahrhaben will. Doch weiterhin spielt der Bundesbank-Präsident eine zentrale Rolle in der europäischen Geldpolitik. In Joachim Nagel hat Jens Weidmann nun einen würdigen Nachfolger gefunden. Es spricht für den neuen Stil in Berlin, dass die Ampel sich auch auf diese Personalie schnell und weitgehend geräuschlos verständigen konnte.

Zwar gab es mit Isabel Schnabel, Direktoriumsmitglied bei der Europäischen Zentralbank (EZB), und Bundesbank-Vorständin Claudia Buch auch zwei Spitzen-Ökonominnen, die Weidmann hätten nachfolgen können. Doch das hätte bei Schnabel Verschiebungen in der EZB nach sich gezogen, und womöglich erleichterte auch Nagels SPD-Parteibuch den Weg nach oben. Mit Karl Otto Pöhl hatte die Bundesbank schon einmal einen Sozialdemokraten als guten Präsidenten. Mit dem SPD-Mann Ernst Welteke war es dagegen schwierig.

Auf die erste Frau an der Spitze der Bundesbank müssen wir also weiter warten. Mit Joachim Nagel ist gleichwohl ein theoretisch und praktisch versierter Ökonom gefunden, der ganz in der stabilitätsorientierten Tradition der Bundesbank steht.

Wer bei der EZB nun hofft, dass Deutschland seine Warnungen vor einer ultralockeren Geldpolitik aufgibt, dürfte sich daher auch täuschen. Nagel mag konzilianter im Ton sein, in der Sache kämpft er wie Weidmann für einen starken Euro. Auch seine Botschaft lautet: Die EZB ist nicht dafür da, die Fehler der Wirtschafts- und Fiskalpolitik zu korrigieren, die Geldpolitik kann nicht auf Dauer Feuerwehr spielen. Wie Weidmann wird auch Nagel auf ein rasches Ende der Anleihe-Kaufprogramme drängen. Die aktuell hohe Inflationsrate wird auch sein bestes Argument sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort