Bundesbank-Präsident mahnt Weidmann warnt vor Ausweitung der EZB-Geldflut

Frankfurt/Main · Während die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte auf weitere Schritte im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche im Euroraum vorbereitet, hat Bundesbank-Präsident Jens Weidmann vor einer weiteren Ausweitung der Geldflut der EZB gewarnt.

Merkels Mann für die Bundesbank
7 Bilder

Merkels Mann für die Bundesbank

7 Bilder

"Je länger die extrem lockere Geldpolitik andauert, umso weniger wirkt sie und umso mehr Risiken und Nebenwirkungen kommen ins Spiel", sagte Weidmann am Freitag in Frankfurt. "Wir sollten die Gefahr nicht ausblenden, dass sich Regierungen an niedrige Zinsen gewöhnen." Das könne notwendige Reformen ausbremsen.

"Wir sollten auch nicht vergessen, dass die bereits ergriffenen Maßnahmen noch Zeit brauchen, um voll zu wirken", sagte Weidmann, der auch Mitglied im EZB-Rat ist. In der EZB wird angesichts der nach wie vor extrem niedrigen Inflation diskutiert, dass im März gestartete milliardenschwere Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere auszuweiten. Weidmann bekräftigte, die niedrige Inflation erkläre sich vor allem mit dem Preisrückgang bei Öl - und dieser sei eher ein Treiber für die Konjunktur als ein Vorbote von Deflation.

Draghi: Werden weiter handeln, falls nötig

Derweil bereitet die EZB die Märkte auf weitere Schritte im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche im Euroraum vor. Sollte der EZB-Rat bei seiner Sitzung Anfang Dezember zu dem Schluss kommen, dass die Risiken wieder zugenommen haben, "werden wir handeln und alle Instrumente im Rahmen unseres Mandates ausschöpfen", bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi am Freitag bei einem Bankenkongress in Frankfurt.

Das seit März laufende Programm zum Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren sei flexibel und könne "in Umfang, Zusammensetzung und Dauer" angepasst werden, sagte Draghi. Derzeit pumpt die EZB monatlich 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Das Billionenprogramm soll nach bisheriger Planung bis mindestens September 2016 laufen.

Außerdem wird der EZB-Rat nach Draghis Worten das Niveau der Strafzinsen für Bankeinlagen bei der EZB neu bewerten. Derzeit zahlen Banken 0,2 Prozent Zinsen, wenn sie Geld über Nacht bei der Notenbank parken. Volkswirte erwarten, dass die EZB den Strafzins erhöhen wird. "Wir werden alles Notwendige tun, um die Inflation so schnell wie möglich wieder zu erhöhen", betonte Draghi.

Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Denn Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, weil es bald noch günstiger werden könnte. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise im Euroraum nach Eurostat-Daten gerade einmal um 0,1 Prozent über Vorjahresniveau. Die EZB strebt mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei Teuerungsraten knapp unter 2,0 Prozent an.

Ein Großteil des aktuell niedrigen Preisniveaus geht auf sinkende Ölpreise zurück. Doch auch die sogenannte Kerninflation - also die Rate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel - sei bedenklich niedrig, sagte Draghi: "Eine niedrige Kerninflation kann uns nicht kalt lassen."

(felt/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort