Gesundheitsexperte Spahn fordert Pin Datenleck: Krankenkassen stehen in der Kritik

Düsseldorf · Die gesetzlichen Krankenkassen sollen hoch sensible Patientendaten ihrer Mitglieder besser schützen. Datenschützer, Gesundheitsexperten und Politiker fordern in einer Reaktion auf Berichte unserer Redaktion höhere Schranken für den Zugriff auf Behandlungsinformationen.

 Die Barmer GEK erklärte den Test zu einem Einzelfall und sprach von einem Fehler eines Mitarbeiters.

Die Barmer GEK erklärte den Test zu einem Einzelfall und sprach von einem Fehler eines Mitarbeiters.

Foto: dpa

"Bei so sensiblen Daten darf Betrug nicht so einfach gemacht werden", sagte Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, unserer Redaktion. "Die Kassen, die online Informationen anbieten, müssen dringend die Sicherheit erhöhen. Beispielsweise durch Einführung eines Pin/Tan-Verfahrens analog zum Online-Banking."

In einem Versuch hatte ein Tester unserer Redaktion gezeigt, wie mühelos Unbefugte mit dem Namen, der Versichertennummer und dem Geburtsdatum des Versicherten in nur wenigen Schritten im Internet auf die gesammelten Krankendaten der vergangenen Jahre zugreifen können. Unter anderem hatte der Tester auf diese Weise Einblick erhalten auf ärztliche Behandlungen, Diagnosen und verordnete Medikamente — und das nur mit Informationen, die zum Beispiel jedem Arbeitgeber über seine Mitarbeiter vorliegen. Die Barmer GEK erklärte den Test zu einem Einzelfall und sprach von einem Fehler eines Mitarbeiters. Es gelten "strenge Sicherheitsvorschriften".

Die gehen Gesundheitsexperten aber nicht weit genug. Bei dem Versuch hatte der Tester die Adresse des Versicherten am Telefon ändern können, nachdem er lediglich Namen, Versichertennummer und Geburtsdatum genannt hatte. Das war die Voraussetzung für den Zugriff im Internet. "Eine solche Adressänderung muss mit amtlichen Daten abgeglichen werden", sagte Regina Behrendt von der Verbraucherzentrale NRW. Doch das geschah nicht. "Je sensibler Daten sind, umso höher sind die Anforderungen an das Datenschutzniveau. Bei dieser Handhabe der Kasse ist dieses Datenschutzniveau nicht gewährleistet", mahnte Datenschützerin Sabine Petri.

(RP)
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