65 Millionen Passagiere im Jahr Jeder dritte Passagier bucht Billigflieger

Düsseldorf · Obwohl die Preise für Billigflug-Tickets deutlich gestiegen sind, bauen die Anbieter ihren Marktanteil aus. Im vergangenen Jahr sind 65 Millionen Passagiere in Deutschland mit den Low-Cost-Carriern gestartet.

Die Zusatzgebühren der Billigflieger 2013
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Die Zusatzgebühren der Billigflieger 2013

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Die Durchschnittspreise für einen Billigflug liegen in Deutschland aktuell zwischen 70 und 160 Euro. Das geht aus dem aktuellen Billigflug-Monitor des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Dabei variieren die Preise stark in Abhängigkeit von dem Zeitraum, der zwischen Buchung und Flugtermin liegt. "Ein Flug, der am Folgetag der Buchung stattfindet, kann das Vielfache eines Fluges kosten, der erst drei Monate nach der Buchung durchgeführt wird", heißt es in dem Bericht.

Allerdings ist diese Spannbreite nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Die durchschnittlichen Bruttopreise (die im Gegensatz zu den Nettopreisen auch die Zuschläge für Gepäck, Kerosin und sonstige Abgaben enthalten) der wichtigsten Billigflieger in Deutschland "variieren zwischen rund 70 Euro und bis zu über 200 Euro für einen Flug mit einer Vorausbuchung von nur einem Tag und zwischen rund 60 Euro und rund 120 Euro für einen Flug, der erst drei Monate nach dem Buchungstag stattfindet", so der DLR-Bericht, der sich seit seinem ersten Erscheinen vor zwölf Jahren zu einer festen Größe im deutschen Luftfahrtgeschäft entwickelt hat.

Autor Peter Berster sagt: "Das Billigfliegen ist zwar deutlich teurer geworden, aber die Preise sind für die Verbraucher auch transparenter geworden." Dazu trage vor allem bei, dass die Fluggesellschaften heute im gegensatz zu früher die tatsächlichen Endpreise und nicht mehr nur die Nettopreise veröffentlichen. Was die Preisentwicklung betrifft, macht die Branche den Passagieren wenig Hoffnung. "Fliegen wird auch künftig teurer werden", sagte gestern der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch unserer Redaktion.

Schließlich stiegen die Belastungen für die Airlines ständig. Siegloch: "Das betrifft nicht nur die hohen Treibstoffpreise, sondern auch die staatlichen Belastungen, zum Beispiel den Emissionshandel, der im Luftverkehr nur in Europa gilt und vor allem die deutsche Luftverkehrssteuer." Allein die Luftverkehrssteuer koste die vier deutschen Fluggesellschaften mehr als 500 Millionen Euro im Jahr.

Laut DLR sind im deutschen Billigflugmarkt "mittlerweile verstärkt Sättigungstendenzen erkennbar". Während die Branche in Deutschland ihren bisherigen Höhepunkt im Jahr 2011 mit 507 unterschiedlichen Strecken hatte, sei es in den beiden Folgejahren zu einem starken Rückgang des Angebotes gekommen. Anfang 2014 ist das Wachstum wieder leicht positiv - aktuell bedienen die Billigflieger 466 Strecken in Deutschland. Europaweit sei "der Trend zu erkennen, dass große Fluggesellscahften eigene Low Cost Fluggesellschaften gründen und auf diese einen großen Teil des nationalen und europäischen Verkehrs übertragen", berichtet das DLR.

Das deutsche Beispiel dafür ist Germanwings. Auf diese konzerneigene Billigflugtochter überträgt die Lufthansa gerade fast ihren gesamten Europaverkehr. Ebenfalls neu: Mit der Fluggesellschaft Norwegian drängt der erste Billigfluganbieter jetzt auch in das Langstreckengechäft. Norwegian fliegt zum Beispiel ab London nach Nordamerika und Asien.

Obwohl ihre Preise steigen, erobern die Billigflieger in Deutschland weiter Marktanteile. Laut DLR nutzten im vergangenen Jahr rund 65 Millionen Passagiere die Low-Cost-Angebote auf deutschen Flughäfen. Damit beträgt der Marktanteil aller Billigflieger zusammengerechnet 32,3 Prozent - 0,4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Dabei ist die Marktkonzentration inzwischen erheblich. 94 Prozent des deutschen Billigflugverkehrs wird von sieben Fluggesellschaften abgewickelt. Obwohl sie ihr Streckennetz drastisch ausgedünnt hat, bietet Air Berlin immer noch 42 Prozent aller Billigflüge in Deutschland an - ohne das Langstrecken-Angebot von Air Berlin, das nicht zum Billigfluggeschäft gehört.

(RP)
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