IW-Studie zum Einbruch des privaten Konsums Jeder Bundesbürger gab im Corona-Jahr 2020 rund 1250 Euro weniger aus

Köln · Jeder Bundesbürger hat nach einer neuen Studie im Corona-Krisenjahr 2020 durchschnittlich mindestens 1250 Euro weniger für den privaten Konsum ausgegeben als im Jahr zuvor. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Untersuchung des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

 Mäßige Besucherzahlen in den Wuppertaler City-Arkaden.

Mäßige Besucherzahlen in den Wuppertaler City-Arkaden.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Demnach summiert sich er Konsumverlust im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorkrisenjahr auf insgesamt rund 116 Milliarden Euro. „Jeder Einwohner Deutschlands hat gemäß dieses Referenzszenarios im Jahr 2020 infolge der Corona-Krise mindestens 1.250 Euro weniger konsumiert“, so das IW. Das Institut beruft sich auf Daten aus dem IW-Verbrauchervertrauensindex, den das Institut quartalsweise mit dem internationalen Think-Tank „The Conference Board“ gemeinsam ermittelt.

Der Minderkonsum verteile sich teilweise auf die verringerten Einkommen und teilweise auf eine höhere Ersparnis. „Die eingeschränkten Konsummöglichkeiten, etwa infolge der Geschäftsschließungen, haben zu einem starken Anstieg der laufenden Spartätigkeit geführt. Die jahresdurchschnittliche Sparquote der privaten Haushalte ist von 10,9 Prozent in 2019 auf 16,2 Prozent in 2020 angestiegen“, so das Institut.

Vor allem für Kleidung und Schuhe sei deutlich weniger ausgegebe worden. Dagegen hätten die Menschen mehr für langlebigen Konsumgüter ausgegeben, wie etwa Autos oder Möbel. In den beiden Quartalen des zweiten Halbjahrs 2020 seien die Konsumausgaben für langlebige Gter jeweils um mehr als fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Dahinter können zum einen die Auslieferungen zuvor bestellter und im ersten Halbjahr 2020 nicht gelieferter Waren stehen. „Zum anderen kann hier auch die temporäre Mehrwertsteuersenkung eine Rolle gespielt haben.“

Die führenden Wirtschaftsforschunsinstitute hatten in der vergangenen Woche erklärt, die Konsumenten hätten Kaufkraft von insgesamt rund 200 Milliarden Euro aufgestaut. Würden sie dieses Geld im Falle des Endes der Corona-Krise in den Konsum stekcen, könne der für den Sommer erwartete Aufschwung noch deutlich kräftiger ausfallen als erwartet.

Das arbeitgebernahe IW dämpft nun diese Erwartungen. Trotz der angestauten Kaufkraft und besserer Beschäftigungsperspektiven hielten sich die Bürger in Umfragen zur Konsumentenlaune derzeit weiter zurück, so das IW. Die Einschätzung der Befragten, ob gerade eine gute Kaufgelegenheit sei, rutschten im ersten Quartal 2021 wieder in den negativen Index-Bereich, so die Studie. 43 Prozent der Befragten wollen demnach ihr überschüssiges Einkommen sparen, normalerweise seien es unter 30 Prozent.

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