Düsseldorf Japan-Katastrophe löst Kurssturz an den Börsen aus

Düsseldorf · Es gibt Zeiten, in denen hat das Geschehen an der Börse makabere Züge. Die Tage der Katastrophe von Japan gehören dazu. Denn der mögliche GAU in den japanischen Kraftwerken hat in Deutschland eine neue Diskussion über die Atomenergie ausgelöst, die die Aktien von RWE und Eon abstürzen ließ, aber den Papieren der Anbieter erneuerbarer Energien zu gewaltigen Kurssprüngen verhalf.

Ein paar Gewinner von gestern gefällig? Der Photovoltaik-Anbieter Conergy legte 23,5 Prozent zu, das Windkraft-Unternehmen Nordex 17,1, die Solar-Firma Q-Cells 14,4, die Branchen-Konkurrenten SolarWorld und Phoenix Solar 11,1 respektive 10,4 Prozent. Allerdings sind das nicht zwangsläufig nachhaltige Kursgewinne. Die Baader Bank jedenfalls sieht die Erfolge nur kurzzeitig und nicht als Kurswende. Aber die Zahlen von gestern sprechen Bände für die Stimmung. Auf der anderen Seite standen Eon (minus 5,3 Prozent) und RWE (minus 4,8 Prozent). Dem französischen Energieriesen EdF ging es nicht besser.

Alles, was wie Sonne und Wind klingt, war an den Aktienmärkten gut zu verkaufen. Alles, was Atomstrom bedeutet, stürzte ab. Da bedurfte es gestern kaum noch der offiziellen Aussetzung der Laufzeitverlängerung für die deutschen Kernkraftwerke. Börsenweisheit des Tages: Atomkraft, nein danke. Das hat vor allem damit zu tun, dass Investoren höhere Kosten für höhere Sicherheitsanforderungen und damit geringere Gewinne bei den Energieriesen befürchten.

Kursverluste sind angesichts der Schäden in Japan auch bei Rückversicherern unvermeidbar. Die Aktie der Münchener Rück büßte fast vier Prozent ein. Die Schäden sind zwar noch nicht präzise absehbar, aber die ersten Schätzungen liegen vor. Der Versicherungsdienstleister AIR Worldwide schätzt die versicherten Schäden, die durch das Erdbeben alleine an den Gebäuden in Japan verursacht wurden, auf bis zu 35 Milliarden Dollar.

Der deutsche Aktienmarkt ist allerdings nur eine Facette dessen, was die Weltbörsen derzeit wegen Japan erleben. In Tokio selbst verlor der Nikkei-Index weitere sechs Prozent. Binnen nicht einmal einer Woche ist er um 1000 auf 9000 Punkte abgestürzt. Die Wall Street startete nach den neuesten Schreckensmeldungen aus Fernost mit Verlusten in den Handel.

Dass Japans Notenbank mit Hunderten Milliarden Euro den Wiederaufbau finanzieren will, nährt an den Finanzmärkten die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Nippons. Jedenfalls kostete eine Kreditausfall-Versicherung für japanische Schulden dreimal so viel wie auf deutsche Verbindlichkeiten.

(RP)
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