Schwere krise vermutet IWF senkt Wachstumsprognosen

Tokio · Die europäische Schuldenkrise und politische Grabenkämpfe in den USA können die Weltwirtschaft nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) erneut in eine tiefe Krise stürzen.

Auch Deutschland sei dagegen nicht gefeit. "Die Risiken für eine ernsthafte globale Konjunkturabkühlung sind alarmierend hoch", warnt der IWF in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick, den die Institution gestern veröffentlichte. Die drohende Abwärtsspirale würde zudem stark wachsende Schwellenländer wie China erfassen.

Für Deutschland senkte der IWF wegen der unsicheren Lage seine Prognose deutlich. Für die Bundesrepublik sieht der Weltwährungsfonds für 2013 nur noch ein Wachstum der Jahreswirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) von 0,9 Prozent. Im Juli war er noch von einem Wachstum von 1,4 Prozent ausgegangen. Als Grund verweist der IWF auf die Abkühlung in den anderen Eurostaaten sowie in aufstrebenden Ländern. Schon jetzt hätten die Investitionen nachgelassen. Für das laufende Jahr beließ der IWF seine Schätzung bei 0,9 Prozent.

Weltweit rechnet die globale Krisenfeuerwehr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent in diesem Jahr und 3,6 Prozent für 2013. Für den Euroraum korrigierten die IWF-Volkswirte ihre Prognose ebenfalls nach unten. In diesem Jahr werde die europäische Wirtschaft sogar leicht um 0,4 Prozent schrumpfen. 2013 werde sie leicht um 0,2 Prozent wachsen.

Die düsteren Aussichten lassen sich mit dem "allgemeinen Gefühl der Unsicherheit über die Zukunft" begründen, sagte IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard. Es sei derzeit für Investoren sehr schwierig vorherzusagen, ob etwa Europa seine Probleme in den Griff bekommen könne. Um einen globalen Niedergang zu verhindern, dürfe in Europa der Kampf gegen die Krise nicht nachlassen.

Gleichzeitig lobte der IWF in seinem neuen Fiskalmonitor die meisten Länder für ihre Erfolge beim Defizitabbau. Zudem empfiehlt der Währungsfonds der Europäischen Zentralbank (EZB), ihren Leitzins von derzeit 0,75 Prozent auf absehbare Zeit niedrig zu halten oder ihn noch weiter zu senken. In den USA liegt er bereits bei null Prozent.

(RP)
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