Rom Italien verabschiedet Sparpaket

Rom · Italien macht Tempo bei der Sanierung seines Haushalts. Das Parlament in Rom verabschiedete gestern das Sparpaket von Ministerpräsident Mario Monti: 495 Abgeordnete stimmten dafür, 88 dagegen. Monti hatte die Abstimmung mit einer Vertrauensfrage verbunden, um den Druck auf die Parlamentarier zu erhöhen. Noch vor Weihnachten soll auch der Senat und damit die letzte Kammer das Sparpaket absegnen.

Montis Vorgänger Silvio Berlusconi hatte Italien an den Rand des finanziellen Kollaps getrieben und damit ins Zentrum der Euro-Krise gerückt. Die Zinsen für neue Kredite kletterten auf ein Rekordniveau und waren kaum noch zu stemmen.

Mit dem Sparpaket, das 33 Milliarden Euro schwer ist, will Monti den italienischen Haushalt sanieren und somit das Vertrauen der Finanzmärkte in Italien wiederherstellen. Dafür sollen Steuern erhöht, Kosten gesenkt und das Rentenalter erhöht werden. Das ist auch nötig, denn Italien sitzt auf einem Schuldenberg von rund 1900 Milliarden Euro, das entspricht 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Die Sparpläne zeigten bereits gestern Wirkung: Die Renditen für zweijährige italienische Staatsanleihen sanken um 0,5 Prozentpunkte auf 4,852 Prozent. Auch am übrigen europäischen Anleihenmarkt entspannte sich die Lage: Die Renditen der Anleihen Spaniens sanken um 0,44 Prozentpunkte auf 2,982 Prozent und erreichten damit den niedrigsten Stand seit mehr als neun Wochen.

Während die Finanzmärkte jubeln, sind die italienischen Bürger verärgert: Ein landesweiter Streik im öffentlichen Verkehr sorgte gestern für Chaos. Zudem gingen bei der Regierung Terrordrohungen ein. Am Abend vor der Abstimmung stellte die Polizei zehn Drohbriefe mit Kugeln sicher. Sie waren adressiert an Monti, Arbeitsministerin Elsa Fornero und zahlreiche Parteichefs, die ihre Zustimmung zu dem Sparpakt signalisiert hatten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort