Börse im Abwärtstrend Italien und US-Etatstreit lasten auf dem Dax

Frankfurt/Main · Die politische Unsicherheit in Italien und der US-Haushaltsstreit haben den deutschen Aktienmarkt am Montag belastet. Der Dax konnte aber dank der eingedämmten Verluste an den US-Börsen sein Minus bis zum Abend begrenzen und ging am Ende mit einem Abschlag von 0,77 Prozent auf 8594 Punkten aus dem Handel.

Der MDax mittelgroßer Werte schloss 0,29 Prozent leichter bei 15.034 Punkten. Der TecDax verlor 0,38 Prozent auf 1083,51 Punkte. Trotz der trüben Stimmung zu Wochenbeginn schaffte der deutsche Leitindex auf Monatssicht immer noch ein Kursplus von rund sechs Prozent und von knapp acht Prozent im dritten Jahresviertel. Damit beendet der Dax sein nunmehr fünftes Gewinnquartal in Folge, dies ist die längste Serie seit 2006.

Seit Wochen war es für die Aktienmärkte nach oben gegangen. Die überraschende Entscheidung der US-Notenbank Fed, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe vorerst doch nicht zu reduzieren, hatte den Dax noch vor wenigen Handelstagen auf ein Rekordhoch bei 8770 Punkten getrieben. Das Stimmungsbild habe sich zum Wochenauftakt aber deutlich eingetrübt und der Dax kämpfe vor allem mit der unsicheren, politischen Gemengelage dies- und jenseits des Atlantiks, kommentierte Marktstratege Gregor Kuhn vom Broker IG.

Die aktuellen Sorgen drückten auch in ganz Europa auf die Stimmung: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,90 Prozent. In Mailand bekam der FTSE MIB mit minus 1,20 Prozent einen weiteren Dämpfer. Seit Tagen geht es für den italienischen Leitindex abwärts. Auch in Paris und London schlossen die Indizes mit Verlusten.

Im hoch verschuldeten Italien steht nach dem Rücktritt von fünf Ministern aus der Partei Volk der Freiheit von Medienmogul Silvio Berlusconi die Regierung auf der Kippe. Ministerpräsident Enrico Letta versucht nun in letzter Minute Abtrünnige aus dem Lager von Berlusconi auf seine Seite zu ziehen. Voraussichtlich am Mittwoch stellt sich Letta im Parlament der Vertrauensfrage. Die Regierungskrise setzte am Montag auch die Kurse italienischer Staatsanleihen unter Druck. Die Ratingagentur Fitch warnte unterdessen vor einer Gefährdung der Bonitätsnote des Landes.

Anleger sorgten sich überdies um den US-Etatstreit, in dem ebenfalls die Uhr tickt. Sollte im politischen Konflikt um das Budget nicht noch in letzter Minute eine Einigung gefunden werden, müssten ab Dienstag viele öffentliche Einrichtungen schließen oder ihren Dienst massiv einschränken. Sollte sich überdies der Kongress nicht auf eine Erhöhung der Schuldengrenze bis Mitte Oktober einigen, droht die Zahlungsunfähigkeit.

Bei den Einzelwerten zeigten sich Siemens mit einem Abschlag von 0,86 Prozent ähnlich schwach wie der Gesamtmarkt. Der größte deutsche Elektrokonzern will im Rahmen seines Sparprogramms "Siemens 2014" weltweit rund 15.000 Stellen streichen, 5000 davon in Deutschland. Händler sagten, damit liege der Jobabbau etwas über den Erwartungen.

Die Gewinner im Dax blieben hingegen rar gesät. Deutsche Börse landeten mit einem Aufschlag von 0,71 Prozent an der Spitze. Ebenfalls freundlich präsentierten sich mit plus 0,26 Prozent die Merck-Papiere. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern kann mit seinem Krebsmittel Erbitux bei bestimmten Darmkrebs-Patienten einen Erfolg verbuchen.

Im MDax lagen Leoni nach einem positiv bewerteten Interview mit Finanzvorstand Dieter Bellé mit einem Kursaufschlag von 1,71 Prozent im Spitzenfeld. Im TecDax stiegen Evotec nach Bekanntwerden einer Meilensteinzahlung über 2 Millionen Euro durch Boehringer-Ingelheim gegen den schwachen Trend um 1,63 Prozent. Am Index-Ende landeten indes mit minus 4,36 Prozent die Papiere von Dialog Semiconductor nach einer Abstufung durch die Privatbank Berenberg.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,41 Prozent (Freitag: 1,44 Prozent). Der Rentenindex Rex stieg um 0,16 Prozent auf 133,66 Punkte. Der Bund-Future mit Laufzeit Dezember gewann 0,11 Prozent auf 140,51 Punkte. Der Euro geriet angesichts der Regierungskrise in Italien unter Druck, konnte sich bis zum Abend aber erholen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,3505 (Freitag: 1,3537) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7405 (0,7387) Euro.

(dpa)
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