Portugal Irland: "Abschied von der Gier"

Portugal · Dem Ausstieg aus dem Rettungsschirm sollen weitere Reformen folgen.

Nachdem Irland als erstes Land offiziell den Euro-Rettungsschirm wieder verlassen hat, will Regierungschef Enda Kenny weitere Veränderungen herbeiführen. Kenny sagte in einer Fernsehansprache, sein Land werde nie wieder zu einer Kultur der "Spekulation und Gier" zurückkehren, warnte aber gleichzeitig: "Unsere Leben werden sich nicht über Nacht ändern." Das mit einem maroden Bankensektor und einer Immobilienblase kämpfende Irland hatte 2010 um Hilfe gebeten. Es erhielt Hilfen von 67,5 Milliarden Euro durch die Eurozone und den Internationalen Währungsfonds (IWF). 17,5 Milliarden Euro brachte das Land selbst auf. Im Gegenzug für die Hilfe verpflichtete sich Irland zu Steuererhöhungen, zum Verkauf von Staatsbesitz und zu Reformen.

2014 bleiben noch drei Euro-Krisenstaaten mit Hilfsprogrammen.

Die Europartner und der IWF greifen dem Land seit 2010 unter die Arme. Insgesamt summieren sich die Hilfspakete auf 240 Milliarden Euro. Hinter vorgehaltener Hand wird über einen weiteren Finanzbedarf von 2015 bis 2018 über zehn Milliarden Euro gesprochen. Kleiner Hoffnungsschimmer: Erstmals seit Jahren soll es 2014 ein Wirtschaftswachstum geben, wenn auch nur von 0,6 Prozent. Zudem soll Ende 2014 ein primärer Haushaltsüberschuss von knapp drei Milliarden Euro vorliegen, den Schuldendienst ausgenommen. Reform- und Sparfortschritte reichen den Geldgebern aber nicht aus.

Der Bankensektor hatte Zypern tief in die Krise getrieben. Das Euroland wurde im Frühjahr mit der Hilfe internationaler Geldgeber vor der Pleite bewahrt. Etwa zehn Milliarden Euro an Hilfen kamen von den Europartnern und dem IWF; die Zyprer selbst müssen 13 Milliarden Euro beisteuern. Anleger und Investoren mussten mit einer Zwangsabgabe beitragen.

Die Regierung will den EU-Rettungsschirm im Juni 2014 verlassen. Mit einem 78 Milliarden Euro schweren Hilfspaket hatten EU und IWF das Land Mitte 2011 vor einem Bankrott bewahrt. Das Etatdefizit, das 2010 rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht hatte, wurde im vergangenen Jahr auf 6,6 Prozent reduziert. Mit einer Rekordarbeitslosigkeit von 17 Prozent steuert Portugal aber auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu.

(dpa)
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