Wolfsburg Interpol fahndet nach VW-Managern

Wolfsburg · Die USA wollen die fünf ehemaligen Mitarbeiter offenbar hinter Gitter bringen.

Trotz der milliardenschweren Vergleiche lässt die amerikanische Justiz bei der Aufklärung des VW-Dieselskandals offenbar nicht locker: Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wurden jetzt fünf ehemalige Manager und Entwickler des Konzerns von der US-Justiz weltweit über die Polizeiorganisation Interpol zur Fahndung ausgeschrieben. Gegen die Fünf lägen in Übersee bereits Anklagen vor. Laut dem Bericht sollen sich darunter auch zwei Vertraute des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn befinden. Ziel der Ausschreibung sei es, die Angeklagten zu fassen und hinter Gitter zu bringen, heißt es.

Mit einer Auslieferung durch die Bundesrepublik müssen die fünf beschuldigten deutschen Manager nicht rechnen. Das verbietet das Grundgesetz. Ausgenommen davon sind Verbrechen, die deutsche im Ausland begangen haben und vom internationalen Gerichtshof geahndet werden. Für die Betroffenen bedeutet dies Ausschreibung zur Fahndung allerdings wohl, dass sie Deutschland künftig nicht mehr verlassen können, ohne damit rechnen zu müssen, im Ausland festgenommen und dann möglicherweise ausgeliefert zu werden. In den USA, heißt es, drohen den Angeklagten lange Haftstrafen. Der Konzern wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Anfang des Jahres hatte die amerikanische Bundespolizei FBI bereits einen Volkswagen-Manager während eines Zwischenstopps in den USA am Flughafen in Miami festgenommen. Ihm drohen nach Angaben des US-Justizministeriums im schlimmsten Fall theoretisch bis zu 169 Jahre Haft.

Auch in Deutschland ermittelt die Justiz weiterhin gegen mehrere VW-Mitarbeiter. Auch hier sollen die von den USA gejagten Manager und Entwickler zu den Beschuldigten zählen. Die Ermittlungen leitet die Staatsanwaltschaft Braunschweig. VW-Chef Matthias Müller, VW-Markenchef Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wird vorgeworfen, die Investoren im Herbst 2015 bewusst zu spät über die finanziellen Folgen des Dieselbetrugs informiert zu haben. Sie weisen die Anschuldigung zurück.

Der Abgasskandal um manipulierte Diesel-Werte hat VW bereits mehr als 20 Milliarden Euro gekostet. Obwohl die Geschäfte weiterhin gut laufen, wurden Sparmaßnahmen beschlossen. Auch über einen Verkauf der Motorrad-Marke Ducati wird spekuliert. Angeblich fordert VW für den italienischen Hersteller rund 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro. Zu den Interessenten sollen der US-Hersteller Harley Davidson und der indische Autobauer Bajaj zählen. Der VW-Betriebsrat ist jedoch gegen den Verkauf: "Ducati ist ein Juwel, dessen Verkauf die Arbeitnehmervertreter im VW-Aufsichtsrat nicht unterstützen", sagte ein Sprecher. Sollten die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat geschlossen dagegen sein, müssten sie mit dem doppelten Stimmrecht von Pötsch überstimmt werden.

(frin)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort