Düsseldorf Internethändler kämpfen gegen Betrüger
Düsseldorf · Kostenloser Rückversand, 100 Tage Rückgaberecht: Zalando macht es seinen Kunden wie viele andere Online-Händler sehr einfach, Kleidung, Schuhe und Accessoires quer durch die Republik (und wieder zurück) zu schicken. Die Zielgruppe: Jung, digital, stilbewusst. Doch auch immer mehr Kunden ohne nötiges Kleingeld zog das Portal zuletzt an. Betrugsfälle aus dem ersten Halbjahr 2015 haben zu weniger Einnahmen aus Inkasso-Forderungen geführt als ursprünglich angenommen. Insgesamt geht es dem Unternehmen zufolge um einen Betrag in einstelliger Millionenhöhe.
Umfragen des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) zeigen, dass Zalando zwar ein prominentes Beispiel, nicht aber ein Einzelfall ist. 44 Prozent der insgesamt 560 befragten Inkasso-Unternehmen sagten aus, dass die Rechnungstreue von Kunden des Online- und Versandhandels im ersten Halbjahr 2015 problematisch gewesen sei. Damit hat man deutlich öfter mit säumigen Kunden zu kämpfen als andere Branchen. "Während man im Laden direkten Kontakt mit dem Verkäufer hat, senkt die Distanz des Online-Geschäfts bei manchen die Hemmungen, die Waren einfach nicht zu bezahlen", sagt BDIU-Sprecher Marco Weber.
Vor allem jüngere Verbraucher bis zu einem Alter von 24 Jahren begleichen ihre Rechnungen demnach unterdurchschnittlich. Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren sogar noch verstärkt hat. Die häufigsten Gläubiger eben jener jungen Konsumenten: Der Online- und Versandhandel. Die Verlockungen sind groß, die Hürden relativ niedrig: Die Ware kommt auf Rechnung, für die Bezahlung hat man dann bis zu zwei Wochen Zeit.
Auch der Versandriese Amazon kennt das Problem, warnt aber vor Panikmache. "Die meisten, die bei uns ein Paar Schuhe bestellen, wollen auch ein Paar neue Schuhe haben", sagt Ralf Kleber, Deutschlandchef von Amazon. "99,9 Prozent der Kunden sind ehrlich. Natürlich gibt es auch die anderen Fälle, aber damit muss ein Händler leben."
Zalando geht inzwischen verstärkt gegen Online-Betrug vor. Das Problem, das zu den hohen Ausfällen geführt hat, sei inzwischen gelöst, wie ein Sprecher sagt: "Dafür passen wir auch den Algorithmus an, auf dessen Grundlage wir beispielsweise eine Zahlung per Rechnung anbieten oder nicht."
