Institut der deutschen Wirtschaft "Deutschland profitiert vom Ölpreisverfall"

Köln · Die Ölpreise fallen immer weiter und Deutschland gehört nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu den Gewinnern des weltweiten Ölpreisverfalls.

 Ölpumpen auf einem Ölfeld.

Ölpumpen auf einem Ölfeld.

Foto: dpa

"Unter dem Strich dürfte das billige Öl für die Bundesrepublik eher positive Auswirkungen haben", sagte der Konjunkturexperte des Instituts, Michael Grömling, der Deutschen Presse-Agentur. Ganz ohne Problem sei der Preisrutsch aber auch für die Wirtschaft in der Bundesrepublik nicht.

Uneingeschränkt erfreulich ist die Entwicklung nach Ansicht des Experten vor allem für die Verbraucher, die viel Geld beim Tanken sparen. "Was wir nicht an der Tankstelle lassen müssen, bleibt für den Kauf anderer Konsumgüter", betonte Grömling. Der damit verbundene Konsumschub könne auch zu einer Belebung im inländischen Konsumgüterbereich führen.

Wegen der großen Bedeutung energieintensiver Industrien von der Chemie bis zum Fahrzeug- und Maschinenbau profitiere aber auch die deutsche Wirtschaft insgesamt mehr vom Ölpreisverfall als andere Nationen, sagte der Konjunkturfachmann des arbeitgebernahen Instituts. "Das ist ein positiver Angebotsschock."

Ganz ungetrübt ist die Freude am billigen Öl aber nicht. Die großen Förderländer wie Saudi-Arabien oder Russland hätten in der Vergangenheit ihre üppig fließenden Petrodollars auch benutzt, um im großen Stil Konsum- und Investitionsgüter in Deutschland zu kaufen. Hier sei nun mit mehr Zurückhaltung zu rechnen, sagte Grömling.

Auch für die Umwelt dürften die Auswirkungen des Ölpreisverfalls eher negativ sein, erwartet der IW-Konjunkturexperte. "Es fehlt an Anreizen Energie zu sparen." Dies könnten auch Unternehmen zu spüren bekommen, die sich auf Energiespartechnologien konzentriert hätten.

Aktuelle Preisentwicklung

Am Donnerstag wurden zwar keine neuen mehrjährigen Tiefstände erreicht, eine Erholung stellte sich aber auch nicht ein. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur März-Lieferung kostete am Morgen 27,84 US-Dollar und damit vier Cent weniger als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI fiel um acht Cent auf 28,27 Dollar.

Am Mittwoch hatten die beiden wichtigsten Ölsorten neue Tiefstände seit dem Jahr 2003 erreicht. Der Grund dafür ist, dass die Versorgung der Welt mit Rohöl wesentlich höher ist als die nachgefragte Menge. Am späten Mittwochabend bestätigten dies neue Lagerdaten aus den USA. Das private American Petroleum Institute (API) meldete einen weiteren Anstieg der sehr gut gefüllten Öllager. Am Donnerstag wird die US-Regierung ihre wöchentlichen Daten bekanntgeben.

(felt/dpa)
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