Bonn Innovationsvorstand der Telekom wirft hin

Bonn · Die Deutsche Telekom verliert einen ihrer wichtigsten Manager. Der erst vor anderthalb Jahren angeheuerte Innovationsvorstand Edward ("Ted") Kozel will das Unternehmen Ende des Jahres verlassen. Der vom früheren Henkel-Chef Ulrich Lehner geleitete Aufsichtsrat wird über den Wunsch der Vertragsauflösung am 15. Dezember formal entscheiden – und Telekom -Chef René Obermann (48) will am gleichen Tag das Innovationsressort persönlich übernehmen. Dies erfuhr unsere Zeitung aus Unternehmenskreisen.

Der 56-jährige Kozel geht aus einer Mischung persönlicher und sachlicher Gründe. Einerseits zieht es ihn wieder zurück in seine Heimat USA, weil seine Kinder und seine Ehefrau wieder dahin wollen – allerdings hatte die wohlhabende Familie schon vor seinem Start bei der Bonner Telekom überwiegend in Wien gelebt.

Gleichzeitig stieß Kozel im bürokratischen Telekom-Apparat auf Widerstände: Der frühere Vorstand beim berühmten Internetspezialisten Cisco wollte immer mehr Partnerschaften mit kleinen Technologiefirmen knüpfen, doch viele Telekom-Manager wollten lieber nur auf eigene Ideen setzen. Außerdem muss die Telekom ihre Kasse schonen, um die Dividende zahlen zu können – Kozel war es aus Cisco-Zeiten eher gewohnt, großzügig Beteiligungen zusammenzukaufen.

Die plötzliche Kündigung von Kozel ist für Obermann ein herber Rückschlag. Denn die Telekom will neue Dienstleistungen entwickeln, um trotz Preisverfalls im Festnetz und im Mobilfunk weiter gut verdienen zu können. So strebt Obermann an, neue Dienste rund um die Geschäftsfelder Energie ("intelligentes Stromnetz"), Medizin, Medien und Verkehr aufzubauen und in diesen Feldern Vodafone abzuhängen. Hinzu kommen Telekom-Aktivitäten im Internet wie eine Plattform für Video-Telefonie.

Dass Obermann nun das Innovationsressort selbst für einige Zeit übernimmt, könnte sinnvoll sein: Da er sich gut durchsetzen kann, kann er die Ideen von Kozel nun besser realisieren, als dieser selbst. Obermann interessiert sich auch stark für neue Technologien – aber eher in der Umsetzung als Produkt und nicht als reine Technik. Außerdem muss Obermann das Innovationsressort stabilisieren: Kozels Vorgänger Hamid Akhavan hatte vor zwei Jahren ebenfalls plötzlich gekündigt.

(RP)
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