Essen Innogy bittet Aktionäre zu bleiben

Essen · Verdi fordert schriftliche Zusagen von Eon, dass es keine Kündigungen gibt.

Uwe Tigges ist nicht zu beneiden. Eigentlich war er "nur" Personalvorstand von Innogy, dann übernahm er nach dem Rauswurf von Peter Terium den Chefposten. Eigentlich nur übergangsweise, doch jetzt muss der Elektrotechnik-Meister das Unternehmen und seine 40.000 Mitarbeiter in die von Eon und RWE verabredete Zerschlagung führen. Für viele im Konzern gilt der 57-Jährige mit seiner bodenständigen Art als Ruhepol. Nun äußerten sich Tigges und seine Kollegen erstmals öffentlich und bitten die Aktionäre, Innogy die Stange zu halten: "Der Vorstand wird das Angebot der Eon prüfen und zu gegebener Zeit dazu Stellung nehmen. In der Zwischenzeit bitten wir die Aktionäre nachdrücklich, nichts zu unternehmen und insbesondere ihre Aktien nicht zu verkaufen", teilte der Vorstand mit.

Eon will den 77-Prozent-Anteil von RWE übernehmen und den freien Aktionären 40 Euro pro Aktie bieten. Gestern notierte die Innogy-Aktie bei 38,90 Euro. Die RWE-Aktie legte um weitere fünf Prozent auf fast 20 Euro zu, nachdem die Bank of America das lang geschmähte Papier zum Kauf empfohlen hatte. Die Bank hält eine Steigerung der RWE-Rendite von bis zu 45 Prozent für möglich. Die Eon-Aktie stagnierte nach den hohen Gewinnen der Vortage. Für Eon wird das Ganze durchaus teuer: Kaum hat der Konzern die Schulden auf 19 Milliarden Euro gesenkt, wird er sie wegen des Deals wieder auf 35 Milliarden anheben.

Eon übernimmt das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy. Wann die bis zu 5000 Beschäftigten des künftig 78.000 Mitarbeiter großen Eon-Konzerns gehen müssen, ist noch offen. Ende 2019 soll der Deal vollzogen sein, nach 2022 will Eon die Einsparungen realisieren. Vor allem in Verwaltung und Vertrieb macht man sich Sorgen. So ist auch noch offen, ob Eon die mit viel Geld etablierten Strom-Marken "Innogy" und "eprimo" erhält. "Das werden wir prüfen", hatte Eon-Chef Johannes Teyssen gesagt. Entschieden sei noch nichts. Verdi fordert von Teyssen, dass er einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen schriftlich zusichert. Da fragen sich manche bei Innogy, warum die Gewerkschaft das nicht schon zur Bedingung für ihre Zustimmung im Aufsichtsrat gemacht hat.

(anh)
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