Inflationsrate steigt auf 1,7 Prozent Lebensmittel und Mieten sind Preistreiber in Deutschland

Wiesbaden · Das Leben in Deutschland ist etwas teurer geworden. Vor allem höhere Lebensmittelpreise und Mieten haben die Inflation in der Bundesrepublik im Juli ansteigen lassen. Aber auch Urlauber spüren die angezogenen Verbraucherpreise.

An der Supermarktkasse müssen Verbraucher für Lebensmittel tiefer in die Tasche greifen.

An der Supermarktkasse müssen Verbraucher für Lebensmittel tiefer in die Tasche greifen.

Foto: dpa, awe htf lof fgj

Die Jahresinflationsrate ist im Juli auf 1,7 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung. Eine höhere Rate hatte es zuletzt im April mit zwei Prozent gegeben. Im Juni waren es 1,6 Prozent.

Tiefer in die Tasche greifen mussten Verbraucher für Nahrungsmittel, die sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent verteuerten. "Damit liegt der Preisanstieg für Nahrungsmittel auch im Juli 2017 deutlich über der Gesamtteuerung", erklärte die Behörde. Preissprünge gab es bei Butter (plus 64 Prozent), insgesamt wurden Speisefette und -öle um 29,2 Prozent teurer. Auch für Molkereiprodukte mussten die Menschen in Deutschland deutlich mehr zahlen als vor einem Jahr (plus 14 Prozent).

Kaltmieten stiegen binnen Jahresfrist um 1,8 Prozentpunkte. Da private Haushalte einen großen Teil ihrer Konsumausgaben dafür aufwenden, schlagen höhere Mieten besonders deutlich auf den Gesamtindex durch.

Teurer wurden im Ferienmonat Juli auch Pauschalreisen (plus 4,3 Prozent). Raucher mussten für Tabakwaren 4,5 Prozent mehr ausgeben. Bei Energie war der Preisanstieg mit 0,9 Prozent vergleichsweise moderat. Sprit, leichtes Heizöl, und Strom verteuerten sich, Gas wurde dagegen billiger.

Gegenüber dem Vormonat erhöhten sich die Verbraucherpreise in Europas größter Volkswirtschaft um 0,4 Prozent. Die nach europäischen Standards errechnete Jahresinflationsrate (HVPI) lag bei plus 1,5 Prozent. Die Rate ist maßgeblich für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Im gesamten Euroraum stiegen die Verbraucherpreise nach jüngsten Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat im Juli binnen Jahresfrist um 1,3 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Währungsraum eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent an, die sie für die Konjunkturentwicklung als ideal ansieht. Sie erwartet trotz einer sich verbreiternden wirtschaftlichen Erholung keinen schnellen Anstieg der Verbraucherpreise. Zuletzt lag die Teuerungsrate im Euro-Raum mit 1,3 Prozent weit vom EZB-Ziel entfernt.

Weil die Währungshüter ihr Zwei-Prozent-Ziel seit Jahren verfehlen, versuchen sie mit viel billigem Geld nachzuhelfen. Doch Banken und Sparer leiden unter dem Zinstief. In Deutschland mehren sich deshalb Forderungen nach einem Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik.

Im Herbst will der EZB-Rat über mögliche Änderungen am Kurs der Notenbank diskutieren. Volkswirte erwarten, dass die EZB schrittweise zunächst ihr milliardenschweres Anleihenkaufprogramm zurückfahren und dann - womöglich erst 2019 - die Zinsen allmählich anheben wird.

(beaw/dpa/rtr)
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