Wiesbaden Inflation lässt Reallohn nur um 1,1 Prozent steigen

Wiesbaden · Der unerwartet starke Boom in der deutschen Industrie hat die Reallöhne im vergangenen Jahr kräftig nach oben gezogen. Die Entgelte der in Vollzeit beschäftigten Arbeitnehmer legten 2011 um 3,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt gestern auf Basis endgültiger Zahlen berichtete. Doch die hohe Preissteigerung fraß einen großen Teil wieder auf: Bei einer Inflationsrate von 2,3 Prozent ergab sich im Schnitt ein Plus beim Reallohn von 1,1 Prozent. Da die Preise zum Jahresende weiter zulegten, blieb der Reallohn im Schlussquartal sogar nur auf Vorjahresniveau.

In den einzelnen Branchen verlief die Entwicklung dabei sehr unterschiedlich: Besonders hoch fiel das Lohnplus in der Automobilindustrie aus, die im Jahr zuvor noch unter viel Kurzarbeit gelitten hatte. Ein Vollzeit-Beschäftigter der Autoindustrie erhielt nun 8,3 Prozent mehr Bruttogehalt als ein Jahr zuvor. Darin sind auch die üppigen Sonderzahlungen und Entgelte für Mehrarbeit enthalten, die Daimler und Co. 2011 gezahlt hatten. Im Maschinenbau legten die Bruttolöhne im Schnitt um 6,1 Prozent zu, in der Chemie- und Metall-Industrie um 5,2 Prozent.

Reallohnverluste mussten im vergangenen Jahr hingegen unter anderem Beschäftigte der Öffentlichen Verwaltung sowie Lehrer und Erzieher hinnehmen. Die Bruttolohn-Zuwächse von 2,0 Prozent beziehungsweise 0,6 Prozent reichten nicht aus, um die Inflationsrate ausgleichen.

Im Schnitt verdiente ein Vollzeitbeschäftigter im vergangenen Jahr knapp 44 000 Euro brutto. Zwei Drittel der Arbeitnehmer bekamen aber weniger als diesen rechnerischen Mittelwert. Die höchsten Durchschnittsverdienste gab es mit knapp 63 000 Euro bei den Banken und Versicherungen, während im deutschen Gastgewerbe im Schnitt nur gut 24 500 Euro Gehalt gezahlt wurden.

(RP)
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