Teuerungsspirale vorbei? Erzeugerpreise fallen erneut – „Inflationsgipfel liegt hinter uns“

Berlin · Die Signale für ein Abflauen der hohen Inflation in Deutschland mehren sich. Die Hersteller senkten ihre Preise im Dezember bereits den dritten Monat in Folge. Was man dazu wissen muss.

Passanten gehen mit Einkaufstüten durch die Innenstadt. (Symbolbild)

Passanten gehen mit Einkaufstüten durch die Innenstadt. (Symbolbild)

Foto: dpa/Bodo Marks

Die Preise der Hersteller sinken zum dritten Mal in Folge, die Signale für ein Abflauen der hohen Inflation in Deutschland mehren sich. Die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte gaben wegen günstigerer Energie um durchschnittlich 0,4 Prozent zum Vormonat nach, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Oktober hatte es mit rund vier Prozent den ersten Rückgang seit zweieinhalb Jahren gegeben. „Es sieht immer mehr danach aus, dass der Inflationsgipfel hinter uns liegt“, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Zum Vorjahresmonat schwächte sich die Teuerungsrate im Dezember auf 21,6 Prozent ab, nachdem es im August und September mit je 45,8 Prozent die höchsten Anstiege seit 1949 gegeben hatte.

Im Jahresdurchschnitt 2022 stiegen die Erzeugerpreise im Rekordtempo von 32,9 Prozent. „Das war die höchste gemessene Veränderung im Jahresdurchschnitt seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949“, erklärte die Behörde. 2021 waren die Erzeugerpreise nur um 10,5 Prozent gestiegen.

„Die Erzeugerpreise senden weiter das Signal eines abnehmenden Preisdrucks“, kommentierte Krüger. Das steigere die Zuversicht, dass auch die Verbraucherpreise bald nachgeben. „Ein großer Zinsschritt der Europäischen Zentralbank im März wird damit weniger wahrscheinlich.“ Anlass zur Entwarnung jedoch sieht Commerzbank-Fachmann Ralph Solveen nicht. „Denn angesichts der anziehenden Lohnzuwächse steht die nächste Kostenwelle bevor.“ Deshalb dürfte zwar auch die sogenannte Kerninflation - also die um die schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie bereinigte Teuerung - im Verlauf dieses Jahres allmählich fallen. „Sie wird aber hartnäckig hoch bleiben und weiter deutlich über dem Ziel der EZB von zwei Prozent liegen.“

Auch Jens-Oliver Niklasch von der LBBW betonte: „Die Mehrzahl der Daten zeigt, dass am Ende der Pipeline die Verbraucher mit steigenden Preisen für alle möglichen Güter konfrontiert bleiben.“ Die Menschen spüren dies beim Heizen oder Tanken, das immer noch deutlich teurer ist als vor einem Jahr.

Maßgeblich für den Rückgang der Erzeugerpreise ist die Entwicklung bei der Energie. Diese war im Dezember im Schnitt um 1,0 Prozent günstiger zu haben als im Vormonat - „hauptsächlich verursacht durch den Rückgang der Preise für Erdgas in der Verteilung und für Mineralölerzeugnisse“, erklärte das Amt. Kraftstoffe wie Benzin verbilligten sich um 7,8 Prozent zum Vormonat, leichtes Heizöl um 7,6 Prozent. Dennoch lagen die Energiepreise durchschnittlich 41,9 Prozent über dem Niveau von Ende 2021.

Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Erhöhen oder senken die Erzeuger ihre Preise, kommt das in der Regel auch bei den privaten Haushalten an, zumindest teilweise. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Im Dezember lagen die Verbraucherpreise 8,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Oktober hatte es mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit 1951 gegeben.

(aku/Reuters)
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