„Hartnäckige“ Inflation Bundesbankpräsident fordert weitere Zinserhöhungen

Frankfurt/Main · Im Oktober erreichte die Inflationsrate in der Eurozone einen Rekordwert von 10,7 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht mit kräftigen Zinserhöhungen die Teuerung in den Griff zu bekommen. Nicht genug für den Präsidenten der Bundesbank.

 Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, fordert weitere Zinserhöhungen (Archivfoto).

Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, fordert weitere Zinserhöhungen (Archivfoto).

Foto: dpa/Britta Pedersen

Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht in der Eurozone die Notwendigkeit von weiteren Zinserhöhungen im Kampf gegen den starken Anstieg der Verbraucherpreise. „Die Inflation ist hartnäckig“, sagte Nagel in einem gemeinsamen Interview mit dem spanischen Notenbankpräsidenten Pablo Hernandez de Cos der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). Wenn man die Inflation überwinden wolle, muss die Geldpolitik nach Einschätzung von Nagel „noch hartnäckiger sein“.

Im Oktober erreichte die Inflationsrate in der Eurozone einen Rekordwert von 10,7 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht mit kräftigen Zinserhöhungen die Teuerung in den Griff zu bekommen und hat den Leitzins zuletzt um 0,75 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent angehoben. „Ich bin überzeugt davon, dass dies nicht das Ende der Zinserhöhungen ist“, sagte Nagel.

Der Bundesbankpräsident sieht die Gefahr, dass sich die Inflation „verfestigen könnte“. Es sei auch zu befürchten, dass die Inflationserwartungen vom angepeilten Inflationsziel der EZB von mittelfristig zwei Prozent abdriften könnten. Die EZB müsse daher weiterhin konsequent gegen die Teuerung vorgehen.

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Nach Einschätzung des spanischen Notenbankpräsidenten Hernandez de Cos, der wie Nagel auch Mitglied im geldpolitischen Rat der EZB ist, könnte sich die Preisentwicklung noch verschärfen. Das Ausmaß und die Dauer des Inflationsschubs seien außergewöhnlich und der Preisdruck habe sich auf den gesamten Warenkorb ausgebreitet.

Nagel sieht außerdem die Notwendigkeit, beim Kampf gegen die hohe Inflation auch den hohen Bestand von Staatsanleihen bei der EZB im Blick zu haben. „Wir reden inzwischen von Anleihebeständen im Umfang von annähernd fünf Billionen Euro“, sagte Nagel. Seiner Einschätzung nach sollte Anfang nächsten Jahres damit begonnen werden, die EZB-Bestände an Anleihen zu verkleinern.

Zudem wies Nagel auf die starke Belastung von Familien mit niedrigem Einkommen durch die hohe Inflation hin. Diese hätten keine Ersparnisse. Hinzu komme, dass ein größerer Anteil ihrer Ausgaben auf die Bereiche entfalle, in denen die Preise am stärksten gestiegen sind, nämlich Heizen und Nahrungsmittel.

(zeit/dpa)
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