Höhere Strompreise in vielen NRW-Städten Eon-Ableger Eprimo lehnt neue Kunden ab

Düsseldorf · Kunden, die beispielsweise wegen des Lieferendes bei Stromio einen neuen Grundversorger brauchen, müssen in vielen NRW-Städten wie Mönchengladbach, Bonn, Neuss, Krefeld, Ratingen kräftig zahlen. Eon und die Stadtwerke Düsseldorf behandeln Rückkehrer von Discountern besser.

 Die Zentrale von Eon ist in Essen, aber das Geschäft wird in ganz Europa gemacht.

Die Zentrale von Eon ist in Essen, aber das Geschäft wird in ganz Europa gemacht.

Foto: dpa/Mona Wenisch

Von Reinhard
Die Turbulenzen am  Strommarkt werden heftiger. Der Eon-Ableger Eprimo hat bekanntgegeben, erst einmal keine neuen Kunden anzunehmen. „Aufgrund starker Schwankungen an den Energiemärkten überarbeiten wir aktuell unsere Tarifangebote“, wird auf der  Internetseite der Ökostromfirma erklärt. „Die wollen sich so gegen drohende Verluste abschirmen“, sagt Udo Sieverding, Marktexperte bei der NRW-Verbraucherzentrale, „weil die Großhandelspreise für Strom deutlich gestiegen sind, sind Verträge mit  Kunden schwieriger zu kalkulieren.“

Auf eine andere Art und Weise reagieren hunderte Stromanbieter auf den Trend, dass immer mehr Kunden plötzlich ihr Recht auf einen Grundversorgungsanspruch bei ihrem regionalen Anbieter wahrnehmen, weil die bisherige Firma den Preis deutlich erhöhte oder die Belieferung wie der Kaarster Energie-Discounter „Stromio“ einstellen: 295 Grundversorger, die in der Regel über ein lokales Netz verfügen, haben Tarife nur für Neukunden eingeführt. Das gab das Portal Check24 Freitag bekannt, der Aufschlag läge im Schnitt bei 110 Prozent.

Die NRW-Verbraucherzentrale bestätigt das Bild.: „Viele NRW-Anbieter nehmen happige Neukundenaufschläge in der Grundversorgung“, berichtet Sieverding. In Solingen und Bochum würden von den Stadtwerken 58 Cent pro Kilowattstunde von neuen Kunden in der Grundversorgung verlangt, in Krefeld seien es 63,7 Cent, in Ratingen 70,6 Cent, in Leverkusen 75 Cent, in Neuss 82 Cent, beim Versorger New in Mönchengladbach müssen pro Kilowattstunde mindestens 98 Cent in der Grundversorgung überwiesen werden. In Bonn sind 65,7 Cent für neue Kunden in der Grundversorgung fällig, für viele Kunden könnte der Aufschlag bei 1500 Euro im Jahr liegen, errechnete Check24. 

„45 bis 50 Cent pro Kilowattstunde sind bereits viel“, sagt Sieverding, „aber sie sind wegen des schwierigen Geschäftes eventuell zu rechtfertigen. Aber für Preise von mehr als 70 Cent fehlt mir jedes Verständnis. Das wirkt nach reiner Schikane für Kunden, die von einem Discounter zurückkehren.“ Dies sieht auch Wolfgang Schuldzinski so, Vorstand der NRW-Verbraucherzentrale: „Eine Spaltung der Grundversorgung in einen Preis für Altkunden und einen besonders hohen Preis für neue Kunden ist  inakzeptabel. Die Höhe der neuen Abschlagzahlungen beträgt für viele Kunden ein Vielfaches der bisherigen monatlichen Stromkosten. Das bringt Haushalte mit wenig Geld in Bedrängnis.“

Der Trend dreht sich. Viele Jahre lang gelang es Discountfirmen, günstige Tarife anzubieten und Geld zu verdienen, indem sie auf dem Spotmarkt Überkapazitäten aufkauften. Doch weil die Preise an der Leipziger Strombörse von rund 50 Euro pro 1000 Kilowattstunden vor einem Jahr auf zeitweise 215 Euro abhoben, haben sich die Karten gedreht. „Stromanbieter mit langfristigen Lieferverträgen haben einen Vorteil, weil sie von den Preisturbulenzen weniger getroffen sind“, sagt Sieverding. Für alle Anbieter würde gelten, dass neue Kunden Verluste provozieren können, sofern Einkaufspreise hoch bleiben.

Allerdings beruhigen sich die Märkte. Aktuell kostet eine Megawattstunde Strom mit 115 Euro nur noch halb so viel wie vor Wochen. Das Abschalten von drei deutschen  Kernkraftwerken Ende 2021 senkte zwar das  Angebot, aber Frankreich will Kohlekraftwerke hochfahren.

Einige Anbieter haben die Nerven behalten: So bieten die Stadtwerke Düsseldorf in der Grundversorgung auch Neukunden einen Kilowattstundenpreis von 28,6 Cent. Auch Eon hat auf einen Aufschlag für Neukunden in der Grundversorgung verzichtet, die Kilowattstunde kostet je nach  Region etwas mehr als 30 Cent.

Auch der Ableger E- Primo ist wieder optimischer: „Nächste Woche nehmen wir wieder neue Kunden an“, sagt ein Sprecher. Mehr als 1,7 Millionen Kunden hat die Frankfurter Firma bereits laut eigener Aussage.

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