Bonn Immobilienkonzern IVG in Not

Bonn · Das Unternehmen gerät immer tiefer in die Krise. Der Aktienkurs stürzt ab.

Tiefrote Zahlen, eine Verschuldung nahe am Maximum und nervöse Banken – beim Immobilienkonzern IVG verschlimmert sich die Lage im fünften Jahr der Sanierung zusehends. Die anstehenden Verhandlungen mit den Gläubigern zwingen das Management dazu, einen völlig neuen, "ganzheitlichen" Finanzierungsplan auszuarbeiten, wie Vorstandschef Wolfgang Schäfers ankündigte. Der Plan soll bis zum Sommer stehen; die Hauptversammlung wird deshalb auf Ende Juli verschoben. Eine neue Kapitalspritze der Anleger ist ebenso wenig ausgeschlossen wie ein Forderungsverzicht der Banken. Das machte Finanzchef Hans Volkert Volckens deutlich: "Wenn wir weiter nur Löcher stopfen, dann werden wir keine Kapitalmarkt- oder Dividendenfähigkeit erreichen."

Die klare Ansage trieb Investoren in Scharen davon: Die IVG-Aktie brach in der Spitze um 40 Prozent auf 77 Cent ein. Ohne Kapitalschnitt wäre auf diesem Niveau nicht einmal eine Kapitalerhöhung möglich. Aber auch so haben die Anleger schon viel Geld verloren. In den Boomzeiten 2007 kostete die Aktie 35 Euro. Das war einmal. Jetzt sitzt die IVG auf einem Schuldenberg von mehr als vier Milliarden Euro, der Großteil davon Bankkredite. Bis Ende 2014 müssten mehr als drei Milliarden Euro refinanziert werden, rechnete Volckens vor. Der Verschuldungsgrad lag Ende 2012 bei 70,6 Prozent. Das ist deshalb alarmierend, weil die Banken bei 75 Prozent Verschuldungsgrad die Kredite vorzeitig kündigen dürfen. Angeblich haben erste Banken Teile ihrer Darlehen an Kreditfonds und andere Investoren mit Abschlag weitergereicht – was die Refinanzierungsverhandlungen erschwert.

Die IVG hatte sich vor Jahren mit Projektentwicklungen verhoben und stand schon in der Finanzkrise vor dem Abgrund. Seither läuft die Sanierung unter neuem Management. Der Nettoverlust 2012 betrug fast 100 Millionen Euro.

(rtr)
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