Düsseldorf Immobilienaktien sind wieder gefragt

Düsseldorf · Die Fusion von LEG und Deutsche Wohnen sorgt für zusätzliche Fantasie in der Branche.

Nicht nur die schweren Turbulenzen an Chinas Börsen haben in den vergangenen Wochen deutliche Kursrückgänge bei deutschen Immobilienwerten ausgelöst. Für zusätzlichen Abgabedruck sorgte die zwischenzeitliche Erwartung, dass die US-Notenbank Fed schon jetzt eine Zinswende beschließt. Ein Ende der Niedrigzinsphase träfe die Branche hart, weil dann die Zeiten günstiger Refinanzierung vorbei wären. Zudem würden die laufenden Kosten wieder steigen. Doch noch hält die Fed an ihrer großzügigen Geldpolitik fest. Hinzu kommt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bis September 2016 über ihr Anleihe-Kaufprogramm für nachhaltig niedrige Zinsen in der Eurozone sorgt. Dies hält die Renditen selbst langlaufender Rentenpapiere auf extrem niedrigem Niveau.

Der Effekt: Immobiliengesellschaften können sich auch künftig für auslaufende Kredite billig neue Darlehen beschaffen, weitere Wohnungen und Gewerbeeinheiten kaufen und zu günstigen Konditionen renovieren, wenn dies nötig ist.

Die Reaktion auf die befürchtete Wachstumskrise in China fiel ohnehin übertrieben aus. Schließlich haben die Immobilienunternehmen hierzulande überwiegend attraktive Bestände, die nach wie vor gefragt sind. Wegen der Wohnungsknappheit steigen die Mieten ständig und bescheren immer höhere Erträge. Das gilt besonders für die großen deutschen Städte, in denen die Nachfrage enorm gestiegen ist.

Die wichtigsten Immobiliengesellschaften haben ihre Prognosen für das laufende Jahr angehoben und stellen für das kommende weiteres Wachstum in Aussicht. Da sich die ohnehin angespannte Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt zusätzlich durch den gestiegenen Bedarf der zahlreichen Flüchtlinge zuspitzt, bleiben die Perspektiven in der Branche langfristig positiv.

Die inzwischen in den Dax aufgestiegene Vonovia beispielsweise hält rund 350.000 Wohnungen vor allem in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland und kann damit für sich in Anspruch nehmen, hierzulande Marktführer zu sein. Konkurrent Deutsche Wohnen vermietet 140.000 Einheiten. Neben LEG Immobilien verfügt auch TAG Immobilien über ein ausgewogenes Portfolio, das unter anderem einen umfangreichen Wohnungsbestand in Salzgitter hält und die dortige Leerstandsrate allein durch den ungebrochenen Flüchtlingsstrom erheblich reduzieren könnte.

Eine Reihe von Übernahmen und Zusammenschlüssen führte dazu, dass die börsennotierten Immobilienkonzerne in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben. So schluckte die Vonovia AG, als sie noch Deutsche Annington hieß, im März den Konkurrenten Gagfah. Deutsche Wohnen verleibte sich vor zwölf Monaten die kleinere GSW ein und schließt sich nun mit der kleineren Düsseldorfer Rivalin LEG Immobilien zusammen. Dank der Fusionen werden die Bestände gebündelt und sind besser zu bewirtschaften. Schließlich ist es im Wohnsektor inzwischen schwer, aus eigener Kraft zu wachsen.

Für eine stärkere Gewichtung des so genannten Betongolds in einem Depot spricht auch die häufig attraktive Dividendenrendite. Die TAG-Aktie etwa bringt es beim gegenwärtigen Kurs auf rund fünf Prozent. Bei LEG Immobilien, ebenfalls im Index mittelgroßer Gesellschaften MDax enthalten, winkt auch nach dem Kursanstieg als Folge der angekündigten Fusion mit Deutsche Wohnen eine Verzinsung von mehr als 2,5 Prozent - und das ohne Währungsrisiko.

Wer bei Immobilienaktien einsteigen will, sollte sich allerdings genau ansehen, wo die Schwerpunkte des Portfolios der jeweiligen Gesellschaft liegen. Darüber gibt der Geschäftsbericht Auskunft. Die besten Chancen bieten Unternehmen, die in Großstädten wie Hamburg, München oder Frankfurt/Main einen umfangreichen Wohnungspark unterhalten. Denn in diesen Metropolen können Eigentümer langfristig mit soliden Mieteinnahmen kalkulieren. Somit gilt bei Immobilienaktien das, was auch für die Immobilie selbst zählt: Lage, Lage, Lage.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort