Düsseldorf Immobilien bis zu 73 Prozent teurer

Düsseldorf · Die Preise steigen weiter an - gerade Eigentumswohnungen sind begehrt. Dies zeigt eine exklusive Untersuchung für unsere Redaktion.

Wer kann sich eine Immobilie noch leisten? Zumindest in den besonders beliebten Städten Nordrhein-Westfalens, vor allem in Düsseldorf, wird es für Normalverdiener immer schwerer, sich eine Eigentumswohnung und erst recht ein Haus zu kaufen. Sogar ein vergleichweise kleines Haus mit 125 Quadratmeter Wohnfläche kostet in der NRW-Landeshauptstadt 529.000 Euro, 41 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Eine Wohnung mit 80 Quadratmeter Wohnfläche wird mit einem mittleren Preis von 284.000 Euro aufgerufen, 90.000 Euro mehr als 2012. Im Umland sieht es nicht viel besser aus: In Neuss kostete ein Haus Ende vergangenen Jahres 360.000 (2012: 271.000) Euro. Am selben Standort stieg der mittlere Wohnungspreis um 73 Prozent auf 190.000 Euro. Pro Quadratmeter sind das knapp 2400 Euro.

Diese Zahlen hat das Forschungsinstitut Empirica exklusiv für unsere Redaktion für 27 Städte des Rheinlandes sowie für Dortmund und Aachen erhoben. Als jeweiligen Preis für die jeweilige Objektgruppe nimmt Empirica den Mittelwert Median. "Die Hälfte der angebotenen Immobilien liegt beim Preis also unter dem ermittelten Wert", sagt Studienleiter Thomas Abraham, "und die andere Hälfte kostet mehr als der von uns ermittelte Wert." Der Vorteil dieser Methode gegenüber dem Berechnen eines Durchschnittswertes ist, dass extreme Ausreißer nach oben die Statistik nicht verzerren. "In Düsseldorf, Köln oder Meerbusch werden gar nicht so selten Häuser für mehrere Millionen Euro angeboten", sagt Abraham, "würde man nun einen Durchschnittpreis inklusive dieser Preise berechnen, würde das einen zu teuren Eindruck erwecken."

Es zeigen sich drei Trends:

Erstens: Fast durchgängig gehen die Preise für Immobilien in NRW stark nach oben. "Die Nachfrage ist sehr groß", sagt der Düsseldorfer Immobilienmakler Wulff Aengevelt, "die Leute suchen oft sehr lange nach der passendem Immobilie und bringen deutlich höhere Mittel auf." Die niedrigeren Zinsen mildern natürlich auch die Belastung: Wer Baugeld aufnimmt, muss bei 20 Prozent oder mehr an Eigenkapital aktuell nur rund 1,5 Prozent Zins für ein zehnjähriges Darlehen zahlen. Vor zehn Jahren waren es rund 4,5 Prozent. "Wenn ein Käufer diese Zinsersparnis in eine hohe Tilgung von drei oder vier Prozent pro Jahr steckt", sagt Aengevelt, "kann er so einen großen Teil des aktuellen höheren Kaufpreises ausgleichen."

Zweitens: Die Preise für Eigentumswohnungen legen stärker zu als für Ein- und Zweifamilienhäuser. So kosteten Wohnungen im Mittel der 29 Städte Ende des vergangenen Jahres 40 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. Dagegen betrug das Plus bei Häusern "nur" etwa 29 Prozent. "Die Eigentumswohnung ist oft das Haus für den kleinen Mann", sagt Empirica-Forscher Abraham, "wohingegen die sehr hohen Hauspreise in vielen Kommunen jüngere Käufer oft vom Kauf abhalten."

Dritter Trend: Die stärksten Preissteigerungen gibt es in den speckgürteln der Metropolen. Denn dorthin ziehen die Familien mit Kindern. So gingen in Erkrath die Preise für Häuser im gemessenen Zeitraum um 35 Prozent auf rund 367.000 Euro hoch, in Ratingen ging es im Mittel um 34 Prozent auf 411.000 Euro nach oben, Monheim brachte es sogar auf eine Preissteigerum um 62 Prozent auf etwa 395.000 Euro.

Die Frage für viele Familien lautet, ob sich nach der Immobilienpreisexplosion überhaupt noch ein Kauf lohnt - oder ob es nicht schlauer ist, auf fallende Immobilienpreise zu warten, falls die Zinsen wieder anziehen. Tatsächlich rechnen die Experten aber eher nicht mit breitflächig günstigeren Preisen in NRW. "Einige Übertreibungen bei besonders teuren Objekten oder Stadtteilen könnten sich wieder legen", meint Aengevelt, "aber gemessen an den Preisen in München, Freiburg oder Hamburg sehe ich hier kein breites Rückschlagpotenzial."

(RP)
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