Fast 800.000 Senioren mit Minijob Immer mehr arbeiten noch im hohen Alter

München · Immer mehr Rentner gehen laut einem Zeitungsbericht einer Arbeit nach. Die Zahl der Senioren mit einem Minijob stieg demnach seit dem Jahr 2000 um knapp 60 Prozent auf 761.000. Über die Gründe für den Trend wird gestritten. Sozialexperten gehen davon aus, dass in vielen Fällen eine finanzielle Notlage die Rentner zum Arbeiten zwingt.

 Die Rentnerin Maria Watt arbeitet zur Aufbesserung ihrer kleinen Rente in einem Minijob und putzt früh morgens im Hochhaus einer Bank. Nach Ansicht der Gewerkschaften müssen immer mehr Rentner arbeiten, weil ihre Rente nicht reicht.

Die Rentnerin Maria Watt arbeitet zur Aufbesserung ihrer kleinen Rente in einem Minijob und putzt früh morgens im Hochhaus einer Bank. Nach Ansicht der Gewerkschaften müssen immer mehr Rentner arbeiten, weil ihre Rente nicht reicht.

Foto: dpa, Frank Rumpenhorst

Unter den 761.000 Rentnern mit Mini-Job waren laut Bericht der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2011 etwa 120.000 Minijobber, die 75 Jahre und älter sind. Das gehe aus Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die der Zeitung vorlagen.

Zudem hatten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit Ende vergangenen Jahres mehr als 150.000 Rentner eine sozialversicherungspflichtige Stelle. Damit hat sich ihre Zahl seit Ende 1999 knapp verdoppelt, wie es in dem Bericht heißt. Mit rund 8000 hatten die meisten dieser Beschäftigten sogar eine Vollzeitstelle.

Viele Rentner wollten arbeiten, weil sie sich noch fit fühlen, sagte Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), zu den Gründen. Untersuchungen zeigten, dass Menschen, die im hohen Alter noch arbeiten, meistens relativ hoch qualifiziert sind. "Das deutet darauf hin, dass die finanzielle Notlage in vielen Fällen eher nicht das Hauptmotiv sein dürfte", sagte der IW-Experte der "SZ".

Dagegen sagte Ulrike Mascher, Vorsitzende des größten deutschen Sozialverbands VdK, dass immer mehr Menschen Probleme hätten, mit ihrem Alterseinkommen auszukommen. "Bei den 120.000 über 75-jährigen Minijobbern wird es sich nicht um Universitätsprofessoren handeln, die gerne länger arbeiten wollen, sondern eher um Rentner, die Zeitung austragen, Supermarktregale einräumen und andere wenig attraktive Jobs ausüben, um ihre karge Rente aufzubessern."

Laut dem Bericht zeigen die Zahlen der Regierung, dass die Renten zuletzt weitgehend kontinuierlich gesunken sind. Wer im Jahr 2000 erstmalig eine Altersrente bezog und mindestens 35 Jahre gesetzlich rentenversichert war, erhielt demnach im Durchschnitt 1021 Euro im Monat. Bis 2011 sank dieser Betrag auf 953 Euro, wie die "Süddeutsche Zeitung" weiter schreibt. Noch stärker sei das Minus bei Renten wegen voller Erwerbsminderung: Sie verringerten sich bundesweit im selben Zeitraum von 738 auf 634 Euro.

Das Arbeitsministerium wies dem Bericht zufolge in seiner Antwort darauf hin, dass sinkende Renten nicht gleichbedeutend seien "mit einer rückläufigen Entwicklung des Wohlstands" der Ruheständler. Vielmehr sei zu berücksichtigen, dass in den vergangenen Jahren andere Einkommensarten wie Mieten, Kapitaleinkünfte oder Betriebsrenten für die Rentner an Bedeutung gewonnen hätten.

(AFP)
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