Futter knapp auch für Geflügel Im Sommer  droht ein Eier-Engpass

Düsseldorf · Wegen hoher Futtermittel- und Energiepreise geben manche Hühnermast- und Legebetriebe auf. Spätestens im August könnte es knapp werden mit der Verfügbarkeit von Eiern, fürchtet die Branche.

 28.03.2022, Sachsen, Großenhain: Frank Minke steht in einer Halle der Großenhainer Geflügelhof GmbH an einer Maschinen zum Sortieren, Verpacken und Verarbeiten von Freilandeiern. (zu dpa: Mehr Öko-Eier aus Sachsen - Futter-Sorgen bei den Erzeugern) Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

28.03.2022, Sachsen, Großenhain: Frank Minke steht in einer Halle der Großenhainer Geflügelhof GmbH an einer Maschinen zum Sortieren, Verpacken und Verarbeiten von Freilandeiern. (zu dpa: Mehr Öko-Eier aus Sachsen - Futter-Sorgen bei den Erzeugern) Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Etwa 238 Eier isst der (die) Deutsche im Schnitt pro Jahr, also etwa vier bis fünf pro Woche. Weich oder hart gekocht, gebraten, als Rührei, im panierten Schnitzel, in der Frikadelle oder in anderen Gerichten. Drei Eier pro Woche gelten gemeinhin als gesund, aber der Durchschnittswert sagt ja ohnehin nichts über das Konsumverhalten des Einzelnen aus. So mancher zelebriert vermutlich geradezu den Verzehr seines täglichen Frühstückseis, während andere beim Ei Asketen sind und gänzlich aufs Produkt aus Eierkocher, Topf oder Pfanne verzichten.

In vielen Haushalten dürften es zu Ostern auch mal ein paar Eier mehr sein als im Monatsmittel. Das wird 2022 in Deutschland kaum anders sein als in den vergangenen Jahren. Es sind ja auch noch genug da. Aber danach? Wenn man Experten glauben darf, könnten im Sommer die Eier in Deutschland knapp werden. Und damit wohl auch teurer. Henner Schönecke, der Vorsitzende des Bundesverbandes Ei (BV Ei), hat jedenfalls jetzt schon vor einem Engpass gewarnt. Tenor: Die deutsche Eierwirtschaft kann die Versorgung mit Eiern aus Deutschland spätestens ab August nicht mehr sicherstellen. Dem pflichtet Bernhard Conzen, der Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes (RLV) in Bonn, bei: „Die Eier könnten im Sommer knapp werden. Dann müssten wir auch mehr importieren.“

Jetzt also auch die Eier – nach Getreide, Nudeln, Klopapier und anderem, was uns in der Vergangenheit schon fehlte, was wiederum zu den Hamsterkäufen besonders ängstlicher Verbraucher führte. Und wie bei der möglichen Knappheit anderer Güter liegt auch beim möglichen Eiermangel ein wichtiger Grund im Ukraine-Krieg. Die Ukraine ist einer der großen Futtermittellieferanten weltweit, fällt aber derzeit in dieser Rolle nahezu aus.

Und wo Futtermittel knapp werden, wird das, was da ist, eben auch teurer: „Geflügelhalter stallen nicht mehr auf, vor allem Hähnchenmastbetriebe, weil sie zu den aktuellen Futtermittelkosten keinen Ertrag mehr erzielen können“, erklärt RLV-Präsident Conzen. Andererseits sind die Futterkosten nicht das einzige Problem für die Mastbetriebe. Auch deren Energiekosten sind in den vergangenen Monaten gewaltig gestiegen. Dazu kommen viele gesetzliche Vorschriften, die die Kosten für die Betriebe nach oben treiben und im Einzelfall so auf die Marge drücken, dass die Unternehmer lieber aufgeben. Auch Bio-Geflügelhalter könnten wegen des Futtermangels ein Problem bekommen. Sie könnten ihren Tieren zwar noch konventionelles Futter geben, solange welches verfügbar ist, aber das Bio-Etikett wäre dann nicht mehr haltbar. Und immerhin werden zwölf Prozent aller Legehennen in solchen Biobetrieben gehalten. Gentechnikfreies Soja, so hat Schönecke auch gesagt, sei derzeit kaum noch zu bekommen.

Weniger Futter, weniger Legehennen, weniger Eier – die Kausalkette wirft die Frage auf: Wie füllen wir die Lücke auf? Mehr als sechs Milliarden Hühnereier lässt Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts pro Jahr aus anderen Ländern einführen. Die Selbstversorgerquote hierzulande liegt gerade noch einmal bei etwas mehr als 50 Prozent. Die wichtigsten Lieferländer sind demnach die Niederlande, Polen und Belgien. Im Jahr 2020 seien beispielsweise knapp 280.000 Tonnen Eier aus den Niederlanden importiert worden, so die Statistiker. Rund 33.000 Tonnen kamen aus Polen, knapp 20.000 Tonnen aus Belgien, weitere 12.500 Tonnen aus Dänemark, noch einmal 12.000 aus Spanien. 80 Prozent der Eier, die in der Gastronomie verwendet werden, kommen aus Polen. Aber was die Futterknappheit angeht, haben unsere Nachbarländer freilich ähnliche Probleme.

Im Sommer  droht ein Eier-Engpass
Foto: Getty Images/iStockphoto/istock

Heißt: Das Ei des Kolumbus liegt auch nicht allein im Import. „Wir wollen die Menschen in Deutschland gerne weiter mit dem wertvollen Lebensmittel Ei versorgen, doch dafür braucht es jetzt den Entscheidungs- und Veränderungswillen seitens der Politik und im Handel“, betont Schönecke. Was den Einzelhandel angeht, so hat der Verbandschef bereits gefordert, dass Vertragslaufzeiten angepasst werden sollten. Die Verträge zwischen Lieferanten und Händlern gelten meist für ein ganzes Jahr. Aber in der aktuellen Situation wollen die Lieferanten mehr Flexibilität – und höhere Preise für ihre Produkte.

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