"Zukunftsatlas 2013" Im Ruhrgebiet ballen sich die Zukunftsrisiken

Düsseldorf · Absteiger Ruhrgebiet: Viele alte Kohlestädte wie Oberhausen, Gelsenkirchen oder Bottrop gehören inzwischen zu den Regionen mit den größten Zukunftsrisiken in Deutschland. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten "Zukunftsatlas 2013" hervor, den das Forschungsinstitut Prognos für das "Handelsblatt" erstellt hat.

Der Aufschwung des letzten Jahres habe weitestgehend unter Ausschluss des nördlichen Ruhrgebiets stattgefunden. Hier sei die Arbeitslosigkeit kaum gesunken oder sogar gestiegen, heißt es in der Untersuchung. Der Anteil der Hartz IV-Empfänger an der Gesamtzahl der Haushalte habe zugenommen. Und auch die öffentliche Verschuldung pro Kopf sei in der Region so hoch wie fast nirgendwo sonst.

Die Folge: Lebten Prognos zufolge 2004 zwei Millionen der Einwohner Westdeutschlands in Regionen mit Zukunftsrisiken, sind es 2013 bereits mehr als 6,7 Millionen. Hier mache sich insbesondere das Abrutschen der einwohnerstarken Städte und Kreise im Ruhrgebiet wie Duisburg, Dortmund und Unna bemerkbar, heißt es in der Untersuchung.

Während der Westen schwächelt, boomt der Süden und baut seinen Vorsprung vor den anderen Regionen aus. Von den 78 Kreisen, denen Prognos hohe bis beste Zukunftschancen attestiert, liegen inzwischen 83 Prozent in Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen. Im Jahr 2004 waren es "nur" 78 Prozent. Aus Nordrhein-Westfalen schaffen es nur Bonn, Düsseldorf, Köln und Münster in diese Gruppe.

Doch auch im Osten gibt es positive Signale. Zwar stammen noch immer 27 der 30 schwächsten Landkreise im Ranking aus den neuen Bundesländern. Doch gelingt immer mehr Städten wie Dresden, Potsdam, Jena, Rostock, Leipzig oder Erfurt der Ausbruch aus der Malaise. "Die deutsche Wohlstandsgrenze verläuft nicht mehr, wie häufig angenommen, zwischen West und Ost", urteilen die Wissenschaftler.

Angesichts dieser Entwicklung fordert Prognos-Regionalexperte Peter Kaiser ein Umdenken der Politik. Eine Förderung nach Himmelsrichtungen - wo der Osten viel und der Westen wenig bis nichts bekomme - dürfe es nicht mehr geben.

Für die Studie hatte Prognos die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit aller 402 kreisfreien Städte und Landkreise Deutschlands untersucht und dabei 29 Indikatoren zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft, zur Konjunktur- und Arbeitsmarktlage sowie zur demografischen Situation und zur sozialen Lage berücksichtigt.

(lnw)
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