Schluss mit der Möbelflatrate Ikea verschärft das Rückgaberecht

Düsseldorf · Bislang hatten Kunden ein Jahr Zeit, um Möbel zurück zu bringen, egal ob sie benutzt waren oder nicht. Das ist jetzt vorbei. Der schwedische Konzern will Missbrauch vorbeugen – und für mehr Nachhaltigkeit werben.

 Gebrauchte Möbel können bei Ikea bald nicht mehr zurückgegeben werden.

Gebrauchte Möbel können bei Ikea bald nicht mehr zurückgegeben werden.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Der Einkauf bei Ikea hat stets etwas Beruhigendes. Wer es – egal aus welchem Grund – bereut, sich die beliebten „Kallax“-Regale und „Docksta“-Tische zu Hause aufgebaut zu haben, den hat das schwedische Möbelhaus mit einer besonderen Regel bedacht. An den Ikea-Kassen verspricht eine in ein Herz gerahmte 365: Gefallen dir unsere Möbel nicht, kannst du sie gegen den vollen Kaufpreis umtauschen – und zwar unabhängig davon, ob sie bereits in Gebrauch waren oder nicht. Das war zumindest bislang so. Denn das großzügige Rückgaberecht von einem Jahr, das Ikea seinen Kunden einräumt, soll sich nun ändern.

Laut einem Medienbericht plant der Konzern, ab dem 1. September eingekaufte Produkte nur noch zurückzunehmen, wenn sie neu und unbenutzt sind. „Durch die Einschränkung des Rückgaberechts auf unbenutzte Produkte wollen wir auch sicherstellen, dass Kunden Möbel und Einrichtungsgegenstände nicht nach kurzem Gebrauch entsorgen, sondern den Wert des Produkts schätzen im Sinne des Ressourceneinsatzes, der dafür nötig war“, sagte Ikea-Deutschland-Chef Dennis Balslev der „Welt“. Zudem will das Möbelhaus verhindern, dass die bisherigen Konditionen missbraucht werden. Es gebe Hinweise, so Balslev, dass  nach Ablauf der Fristen stets die selben Kunden ihr Geld zurückfordern, möglicherweise handle es sich um Vermieter von möbilierten Wohnungen.

Die Pressestelle des Konzerns verweist auf mögliche Trittbrettfahrer angesprochen auf Einzelfälle aus einigen wenigen Häusern. „Dabei handelt es sich nicht um die Mehrheit der Leute. Warum jemand seine Waren zurückbringt, wird von uns gar nicht erfasst,“ sagt eine Ikea-Deutschland-Sprecherin im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Gründe, die dazu führten, dass Ikea das bedingungslose Rückgaberecht kassiert, seien zudem nicht aus finanziellen Erwägungen getroffen wurden, so die Sprecherin. „Wir orientieren uns an strengen Vorgaben zur Nachhaltigkeit unserer Produkte. Damit passen wir das Rückgaberecht lediglich so an, wie wir es auch in anderen Ländern handhaben. „

Anders als oft angenommen, besteht in Deutschland keine Rücknahmepflicht für den stationären Handel. Händler können frei entscheiden, ob sie ihre Waren aus Kulanz zurücknehmen, etwa, wenn dem Kunden das gekaufte T-Shirt zu groß ist oder die Farbe des Sofas nicht zur Wohnung passt. Anders sieht es aus, wenn die Ware mangelhaft oder beschädigt ist. Dann sind Händler verpflichtet, die Ware zurückzunehmen und das Geld zu erstatten. „Das wird bei Ikea natürlich auch weiterhin möglich sein“, sagt die Konzern-Sprecherin.

Mit der Reform schränken die Schweden das Rückgaberecht weiter ein, nachdem es bereits 2016 Änderungen gab. Damals schaffte Ikea das lebenslange Rückgaberecht ab, das erst 2014 eingeführt wurde. Der für die Kundenzufriedenheit verantwortliche Manager Klaus Cholewa hatte den Schritt damit begründet, dass es keinen Bedarf gebe, weil 90 Prozent der Rückgaben in den ersten Wochen erfolgen.

Die nordrhein-westfälischen Verbraucherschützer kritisieren indes die Pläne von Ikea, auch wenn das schwedische Möbelhaus den Kunden bislang großzügige Rechte einräumte. „Das Rückgaberecht bei Ikea ging immer schon über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Eine solche Änderung ist natürlich ein Rückschritt“, sagt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale NRW.

Ikea betreibt in NRW elf Standorte, mehr als in jedem anderen Bundesland. Ab Herbst werden die Kunden nun vor dem Aufbauen überlegen müssen, ob sie die neuen Möbel wirklich haben wollen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Matratzen. Die können nach wie vor nach 365 Tage zurückgebracht werden – auch, wenn man schon Probe gelegen hat.

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