Schuldenkrise Ifo-Institut: Griechenland sollte zur Drachme zurückkehren

Berlin · Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hält in der Griechenland-Krise die Wiedereinführung der nationalen Währung Drachme für die beste Lösung. Dies sei auch "der sozial verträglichste Weg", sagte Institutspräsident Hans-Werner Sinn am Montag in Berlin.

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Als Folge der damit verbundenen Abwertung der Landeswährung zum Euro von schätzungsweise 50 Prozent oder mehr würde sich die griechische Wirtschaft erholen können. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte man Griechenland die Möglichkeit geben, in den Euroverbund zurückzukehren, fügte Sinn hinzu.

Der Professor erinnerte daran, dass die Schulden Griechenlands in den vergangenen fünf Jahren von 48 Milliarden auf heute 330 Milliarden Euro gestiegen seien. "Das Experiment ist gemacht worden, und es ist gescheitert", sagte Sinn. Die Arbeitslosigkeit sei im selben Zeitraum von 11 auf 26 Prozent gestiegen. "Man findet keine besonderen Gründen, um das fortzusetzen."

Für Deutschland betrage der maximale Ausfall 87 Milliarden Euro, unabhängig davon, ob Griechenland den Euro behalte oder nicht. Bei einem Austritt aus der Eurozone habe Griechenland "eine gute Ausgangsposition". Denn 110 bis 115 Milliarden Euro, die sich die griechische Zentralbank über ELA-Notkredite selbst geschaffen habe, blieben dann in der Hand griechischer Banken oder Privatleute. "Wenn Griechenland austritt, kommt man an dieses Geld nicht mehr heran", sagte Sinn.

Die Abkürzung ELA steht für den englischen Begriff Emergency Liquidity Assistance. Es handelt sich um Notkredite, die von den nationalen Notenbanken eigentlich nur an solvente Banken vergeben werden dürfen, wenn diese kurzfristig keine Möglichkeit zur Finanzierung über den Markt haben.

Derweil sieht die Bundesregierung die Verantwortung im Schuldenstreit nun allein in Athen. "Es liegt jetzt ausschließlich an der griechischen Seite, auf das großzügige Angebot der drei Institutionen einzugehen und entsprechende Zusagen zu machen", sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums am Montag in Berlin. Die drei Gläubigerinstitutionen seien bei ihrem jüngsten Verhandlungsangebot "außergewöhnlich großzügig gewesen", betonte er. "Der Ball liegt im Spielfeld der Griechen."

Mit Blick auf das Auslaufen des aktuellen Hilfsprogramms Ende Juni sagte der Sprecher weiter, dass "die Zeit tatsächlich knapp wird". Alle Beteiligten seien aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten, allerdings hätten die drei Institutionen "das ihrige beigetragen".

Die so genannten Institutionen sind Griechenlands Geldgeber EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB) und Internationaler Währungsfonds (IWF), früher Troika genannt. Am Sonntagabend war in Brüssel eine weitere Verhandlungsrunde zwischen ihnen und Griechenland ohne Einigung zu Ende gegangen. Die Gläubiger hatten Athen in der vergangenen Woche Bedingungen für die Auszahlung zurückgehaltener Hilfskredite in Höhe von 7,2 Milliarden Euro genannt. Das Programm, das diese Auszahlung ermöglicht, läuft am 30. Juni aus. Ohne frisches Geld ist Greichenland Experten zufolge dann binnen kurzer Zeit zahlungsunfähig.

(dpa)
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