"Ich kaufe auch Cola am Bahnhof"

Interview Deutschlands Sodastream-Chef Henner Rinsche über Sprudelwasser und Umweltschutz

In der Region Westeuropa, wo Deutschland als größtes Land vertreten ist, hat Sodastream im ersten Quartal 2012 den Umsatz um 50 Prozent gesteigert. Ist es schick geworden, sein Wasser selbst zu sprudeln?

Rinsche In Deutschland nutzen 1,5 Millionen Haushalte einen Wassersprudler. Die Menschen kaufen ihn aus unterschiedlichen Gründen. Mütter mit Kindern wollen keine Kästen schleppen, Ältere sind dazu physisch nicht mehr in der Lage. Unternehmen versuchen, ein gutes Image vor Kunden aufzubauen, indem sie Nachhaltigkeit leben.

Das hat aber doch sicherlich auch etwas mit dem Image-Wandel von Sodastream selbst zu tun – schließlich gibt es jetzt Flaschen aus Glas statt Plastik?

Rinsche Ja, das stimmt. Die Deutschen sind da besonders. Ihnen schmeckt Wasser aus Glas besser als aus Plastik. Deswegen haben wir auf das neue Konzept gesetzt.

Wie sieht es denn mit der Hygiene der Sprudler aus?

Rinsche Das ist kein Thema. Das Leitungswasser an sich ist das am meisten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland, und wenn es in Ordnung ist, dann gibt es kein Problem mit Keimen. Der Sprudler selbst kommt ja nur mit Wasser in Kontakt. Die Sirup-Zusätze werden nach dem Sprudeln hinzugegeben.

Das Ziel von Sodastream ist, den Verbrauch von Plastikflaschen für Getränke weltweit zu reduzieren. Können Sie die Dimension des Mülls beziffern, der durch nicht-recycelte Plastikflaschen entsteht?

Rinsche Jedes Jahr verbrauchen wir weltweit 460 Milliarden Getränkeflaschen und -dosen. Und der Verbrauch steigt kontinuierlich. Das Problem ist: Ein Großteil der Flaschen wird nicht wiederverwertet, sondern landet oft in der Natur.

Wie realistisch ist es, einen Sodastreamer in einem Land zu nutzen, in dem das Trinkwasser schlecht oder gar ungenießbar ist?

Rinsche Dort, wo die Qualität des Trinkwassers zu schlecht ist, kochen die Menschen das Wasser sowieso ab. Dann können sie auch den Sprudler nutzen, statt Wasser oder Softgetränke in Plastikflaschen zu kaufen.

In welchen Ländern ist das Unternehmen erst seit Kurzem vertreten?

Rinsche Vergangenes Jahr haben wir in Japan Läden eröffnet. Der Sprudler wird dort gut angekommen. Interessanterweise benutzen die Frauen das kohlensäurehaltige Wasser zur Kosmetik. Denn japanische Wissenschaftler behaupten, dass es besser zur Gesichtsreinigung sei als stilles Wasser. Seit diesem Jahr verkaufen wir unsere Produkte auch in Brasilien.

Wann haben Sie zuletzt eine Cola am Bahnhof gekauft?

Rinsche (lacht) Die Tage erst. Es gibt ja auch Situationen, wo das Sinn macht. Aber wenn ich Zuhause bin und die umweltschonende Alternative nutzen könnte, sollte ich das tun. Eine Cola am Bahnhof kaufe ich trotzdem manchmal.

Kerstin Artz führte das Gespräch.

(RP)
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