Düsseldorf HUK steigt ins Werkstatt-Geschäft ein

Düsseldorf · Der Autoversicherer will bis zu 300 Werkstätten an sich binden, die Reparaturen, Wartung und Reifenwechsel für seine Kunden übernehmen. Die mittelständischen Kfz-Werkstätten fürchten einen Preiskampf und schlagen Alarm.

Die HUK-Coburg gehört schon zu den großen deutschen Autoversicherern, und nun will sie auch noch in großem Stil im Werkstattgeschäft mitmischen. Autoreparaturen, Wartung und Service wird der Versicherer ab 2016 seinen mehr als elf Millionen Kunden zu besonders günstigen Konditionen anbieten. "Wir haben entschieden, dass in den kommenden Jahren ein deutschlandweiter Autoservice aufgebaut wird", bestätigt Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann auf Anfrage, "in den nächsten drei bis vier Jahren wollen wir 250 bis 300 teilnehmende Werkstätten gewinnen."

Werkstattleistungen dürfen Versicherer aber nicht direkt verkaufen. Daher hat die HUK-Coburg die Select Autoservice GmbH gegründet. Derzeit baut der Versicherer ein Team auf, das die Partnerwerkstätten "servicefähig" machen soll. So sollen nur solche Werkstätten den Zuschlag erhalten, die bei ihrer Qualität auf dem Niveau der Kfz-Hersteller liegen. Ist eine Werkstatt startklar, werden die Versicherten informiert. HUK-Coburg-Konditionen gibt es dann bei Vorlage einer Kundenkarte.

Das Ganze ist eine Kampfansage an die Autokonzerne, über die beim Verkauf eines Wagens umgekehrt immer öfter Versicherungen mit verkauft werden. "Wir sind in dem Bereich 2014 um sieben Prozent gewachsen", bestätigt ein Sprecher des Arbeitskreises Autobanken. Nun drehen die Versicherer den Spieß um und erhöhen so den Wettbewerb. "Das ist aber ein Vorteil für alle Verbraucher", sagt Heitmann.

Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisiert das neue Angebot der HUK-Coburg. Nach Meinung des ZDK gibt es keinen Sachzusammenhang zwischen der Versicherungstätigkeit und dem Einstieg ins Werkstattgeschäft. "Hier geht es wohl vor allem darum, sich im Wettbewerb mit anderen Autoversicherern zu profilieren", sagt ein ZDK-Sprecher. Extreme Rabattierungen von Werkstattleistungen würden die wichtigste Ertragssäule der Betriebe und damit deren Existenz gefährden. "Ganz allgemein beobachten wir einen ruinösen Wettlauf der Versicherer um die geringsten Schadenkosten", kritisiert Köster. Daher rät der Verband jedem Kfz-Betrieb, genau zu prüfen, ob sich eine Kooperation mit der HUK-Coburg auszahlen kann. Der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) ist skeptisch:. "Ich glaube nicht an einen wirtschaftlichen Erfolg dieses Projektes", sagt Vorstand Ansgar Klein.

HUK-Coburg sieht das natürlich anders. "Das neue Angebot kommt bei unseren Versicherten sehr gut an", bilanziert Vorstand Heitmann die Erfahrungen aus einem Pilotprojekt. Mehr als 60 000 Kunden hätten die Werkstattleitungen in zehn Musterbetrieben im Rheinland und Berlin bereits genutzt. Neben Inspektion, Haupt- und Abgasuntersuchung sowie Reifenwechsel würden vor allem Verschleißreparaturen nachgefragt.

Das Marktpotenzial des Versicherers ist groß. So wurden 2014 erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge versichert. Zudem könnten sich andere Versicherer am neuen Werkstattservice beteiligen. Beim HUK-Coburg Partner-Netzwerk für Unfallreparaturen ist dies längst üblich. Es wird von weiteren neun Versicherern genutzt. In der Vergangenheit hatte die HUK-Coburg damit den sogenannten Werkstattbindungstarif erfolgreich auf den Markt etabliert. Kunden, die sich verpflichten, nach einem Kaskoschaden eine Partnerwerkstatt des Versicherers aufzusuchen, erhalten bis zu 20 Prozent Nachlass auf den Kaskobeitrag. Längst ist das Angebot, das bei der HUK-Coburg unter "Kasko Select" firmiert, von fast allen anderen Kfz-Versicherern übernommen worden. Selbst die Allianz Versicherung ist nach längerem Zögern im vorigen Jahr mit einem solchen Tarif gestartet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort