Urlaubsflüge werden teurer Bei Eurowings heben die Preise ab

Köln/Düsseldorf · Der Lufthansa-Ableger mit Hauptbasis in Düsseldorf rechnet mit einer hohen Nachfrage nach Ferienflügen. Passagiere werden für ihre Tickets mehr zahlen müssen. Eine SPD-Bundestagsabgeordnete warnt aber vor Engpässen am Airport.

Eine Eurowings-Maschine in Köln. (Archiv)

Eine Eurowings-Maschine in Köln. (Archiv)

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In drei Punkten ist Jens Bischof, Chef des Lufthansa-Ablegers Eurowings, für das Jahr 2023 eher optimistisch: Er rechnet mit hoher Nachfrage nach Flugtickets, weil die Menschen weiter hohen Nachholbedarf nach Ferien haben. Er hofft, dass sich die extrem langen Warteschlangen an Airports wie im vergangenen Sommer speziell in Düsseldorf und Köln-Bonn diese Saison nicht wiederholen. Und er rechnet damit, dass sich die Unternehmenskasse in diesem Jahr noch stärker als im Jahr 2022 füllt, weil die Tarife anziehen.

„Ich würde einen Aufwärtstrend von zehn bis 20 Prozent bei den Ticketpreisen erwarten“, sagte er am Donnerstag. Denn höhere Kosten für Kerosin und für Personal würden einerseits höhere Tarife fast zwangsläufig machen, andererseits würden gewisse Aufschläge die Bürger auch nicht vom Buchen abhalten: „Viele Menschen geben mehr Geld aus für das Reisen als früher.“ Gerade Zielgruppen wie „Best Ager“ (ab 50 Jahren) und „Golden Ager“ (ab 65 Jahren) wollten sich eine erholsame Zeit gönnen: „Bei diesen Zielgruppen sehen wir deutlich den Wunsch, auf gutem Niveau zu reisen.“

Die großen NRW-Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn, wo Eurowings die Zentrale hat, stehen im Zentrum der Offensive. Im Sommer will Eurowings am Airport der NRW-Landeshauptstadt 40 Jets stationiert haben. Der Tiefststand während der Corona-Krise lag im Sommer 2020 bei fünf Fliegern, vergangenen Sommer waren es 38. Dabei ist kein Flughafen für Eurowings wichtiger als Düsseldorf – 116 Ziele sollen von dort im Sommer angeflogen werden, die meisten Jets starten nach Mallorca, wohin beispielsweise am 24. Juni, dem ersten Samstag der NRW-Sommerferien, elf Flüge abheben werden. Unter 175 Euro ist selbst jetzt kein Ticket für diesen Tag in sechs Monaten mehr buchbar.

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Foto: C. Schnettler

In Köln-Bonn werden diesen Sommer 18 Flugzeuge stationiert sein, vor zwei Jahren waren es lediglich 14.

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Insgesamt will Eurowings in diesem Sommer mit 125 Jets eine vergleichbar große Flotte wie im letzten Jahr vor der Corona-Krise, 2019, einsetzen, aber die Schwerpunkte verschieben sich: Innerdeutsche Flüge sind weiterhin viel weniger gefragt als vor der Pandemie, auch weil Videokonferenzen viele persönliche Treffen ersetzen – auch das Pressegespräch fand per Videocall statt. Spanien und Italien bleiben die wichtigsten Ziele. Aber etwas weitere Flüge wie nach Griechenland und Ägypten, in die Türkei oder auf die Kanaren legen besonders zu.

In Summe rechnet Bischof damit, diesen Sommer ungefähr ebenso viele Flugtickets wie im Jahr 2019 vor der Corona-Krise anbieten zu können, doch die zurückgelegten Flüge werden insgesamt rund zehn Prozent mehr Strecke ausmachen. Insgesamt wird Eurowings 140 Flugziele im Sommer anbieten, nach Mallorca wird es dann von 20 Flughäfen in Europa aus 400 Flüge pro Woche geben.

Um das Wachstum gegenüber 2022 und 2021 zu bewältigen, wurden in den letzten Monaten 1300 neue Beschäftigte eingestellt. Und während die Corona-Krise im Frühjahr des vergangenen Jahres noch für viele Reisebeschränkungen und starke Verunsicherung gesorgt hatte, sieht die Lage nun trotz Ukraine-Krieg entspannt aus. Bischof: „Wir haben keine allgemeine Maskenpflicht mehr, wir haben keine Testpflicht mehr, das Vertrauen der Passagiere kehrt zurück.“ Als Ergebnis lägen aktuell die Buchungen für dieses Jahr bereits 80 Prozent höher als Anfang Januar 2022. Bischof: „Wir haben eine täglich steigende Dynamik.“ Auch das Personal in den Jets muss übrigens keine Masken mehr tragen.

Der 1965 geborene Manager räumte ein, dass den Passagieren im Sommer 2022 viel zugemutet worden war. Massenhaft waren Flüge gestrichen worden, die Pünktlichkeit ließ extrem zu wünschen übrig, jetzt müsse sich die Branche anstrengen, damit sich solche Zustände nicht wiederholen: „Es darf nicht sein, dass wir in diesen Zustand von 2022 zurückfallen.“ Dazu müssten alle Beteiligten wie auch Airports und die Sicherheitsfirmen ihren Anteil beitragen. „Bei den Dienstleistern sind noch Lücken zu füllen und auch noch Menschen auszubilden“, sagte er. Eurowings arbeite mit Flughäfen, Flugsicherung, Bodendienstleistern und Bundespolizei daran, einen geordneten Betrieb im Sommer abzusichern.

Vor zu vielen Erwartungen warnt Zanda Martens, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Düsseldorf und Luftfahrt-Expertin: Ostern könne es zu Engpässen bei der Gepäckabfertigung kommen, weil es zu einem unerwarteten Wechsel der Dienstleistungsfirma kommt. Sie ist skeptisch, ob es für bessere Abläufe sorgen wird, wenn der Flughafen statt der Bundespolizei die Sicherheitsfirmen steuern soll. Stattdessen fände sie es besser, die Kontrollen durch eine staatliche Firma zu managen.

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