Düsseldorf Höchste Inflationsrate in NRW seit drei Jahren
Düsseldorf · Die Inflation in NRW zieht weiter an. Die Verbraucherpreise legten im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent zu, wie das Statistische Landesamt gestern mitteilte. Das ist der zweite Anstieg in Folge und der höchste seit August 2008. Im Vergleich zu Juni legte die Teuerungsrate um 0,4 Prozent zu. Damit war die Inflation in NRW etwas höher als im gesamten Bundesgebiet: Hier stiegen die Preise um 2,4 Prozent.
"Die Inflation ist hauptsächlich importiert", sagt Michael Grömling, Konjunkturexperte vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Nicht die deutsche Wirtschaft sei für die höheren Preise verantwortlich, sondern die steigenden Kosten für Rohstoffe. Tatsächlich war Heizöl in diesem Monat rund 26 Prozent teurer als im Juli 2010, die Kraftstoffpreise lagen um 12,5 Prozent höher.
Saisonbedingt trieben auch die gestiegenen Preise für Urlaubsleistungen die Inflation nach oben. So legten die Mieten für Ferienwohnungen im Vergleich zum Vormonat um 30 Prozent zu, Flüge verteuerten sich um 15 Prozent und Pauschalreisen um elf Prozent. Ohne diese Einflüsse wäre die Inflationsrate im Vergleich zu Juni um 0,1 Prozent gesunken.
"Die Inflation wird gefährlich, wenn sie Waren und Dienstleistungen flächendeckend verteuert und damit Lohn- und Preisspiralen auslöst", sagt Grömling. Nach Einschätzung von Simon Junker, Experte vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, ist dieser Punkt bereits erreicht: "Nun steigt auch die Kernrate der Inflation." Das heißt, dass auch außerhalb des Energie- und Nahrungsmittelsektors die Inflation anzieht. Somit müssen sich Verbraucher auf weiter steigende Preise einstellen. "Die Wirtschaft läuft gut", sagt Junker, "viele Unternehmen werden nun ihre Preise erhöhen und damit mögliche Lohnerhöhungen vorwegnehmen."
Im kommenden Jahr könnte der Preisdruck dann nachlassen. "Die Lage beruhigt sich", sagt Junker, "die starken Energiekosten haben keine langfristige Wirkung." Für 2012 rechnet er mit Inflationsraten von unter zwei Prozent.
Im Kampf gegen die wachsende Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins Anfang Juli erneut angehoben – bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die EZB sieht stabile Preise bei einer Inflationsrate unter zwei Prozent gewährleistet. Dass die Zinsen weiter steigen werden, gilt unter Experten als sicher.