Düsseldorf Hochtief will Trumps Mauer bauen

Düsseldorf · Der US-Präsident hat wiederholt den Bau eines geschlossenen Grenzwalls zu Mexiko gefordert. Nachdem bereits HeidelbergCement Hoffnung auf eine Projektbeteiligung geäußert hatte, sind nun auch die Essener interessiert.

Während die deutsche Gesellschaft in seltener Einigkeit kopfschüttelnd auf das reagiert, was sich die US-Administration unter Donald Trump Tag für Tag einfallen lässt, kommen vor allem aus der hiesigen Wirtschaft gegenteilige Stimmen. Insbesondere Trumps Wahlkampfversprechen, er wolle bis zu eine Billion Dollar (umgerechnet rund 944 Milliarden Euro) für Brücken, Straßen und Schulen ausgeben, lässt Wirtschaftsvertreter ins Schwärmen kommen.

Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger beispielsweise sagte er erst jüngst im Interview mit unserer Redaktion, deutsche Firmen könnten von dem Programm profitieren - vorausgesetzt, sie würden auch Wertschöpfung in den USA betreiben. Diese Einschränkung ist nicht ganz unwichtig, schließlich ist der US-Präsident nicht gerade zimperlich, wenn es um Drohungen gegen Firmen geht, die Produktionsstandorte von den USA etwa ins benachbarte Mexiko verlagern wollen. "Wir beginnen damit, viel Geld in die Infrastruktur zu stecken", hatte Trump erst zu Beginn der Woche erneut in Aussicht gestellt. Konkrete Pläne hat er dafür aber noch nicht vorgelegt.

Gestern äußerte ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen die Hoffnung, von Trumps Plänen zu profitieren: Der Essener Baukonzern Hochtief präsentierte in Düsseldorf die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Dabei wurde Konzernchef Marcelino Fernandez Verdes auf ein - zumal aus deutsch-deutscher Perspektive - höchst sensibles Projekt angesprochen: den Bau des Grenzwalls zu Mexiko. "Wir sind offen für alles", sagte Fernandez Verdes. Nordamerika sei ein wichtiger Markt. Die beiden US-Töchter Flatiron und Turner setzten 2017 darauf, sich dort an Ausschreibungen mit einem Volumen von 65 Milliarden Dollar zu beteiligen.

Für die Grenzmauer gebe es noch keine Ausschreibungen, sagte Fernandez Verdes. Allerdings hat die für Grenzschutz zuständige US-Zollbehörde erst vor wenigen Tagen angekündigt, dass sie mit diesen im April beginnen wird. Auch HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele hatte erklärt, ein Mauerbau bedeute Absatzchancen für den Baustoffhersteller.

2016 hatten die Essener in Nordamerika rund elf Milliarden Euro umgesetzt - rund 55 Prozent der gesamten Erlöse. Der Auftragseingang in der Region lag bei 13,7 Milliarden Euro, im Gesamtkonzern waren es 24,8 Milliarden Euro. Die US-Tochter Flatiron ist unter anderem auf den Bau von Brücken, Autobahnen und Flughäfen spezialisiert. Die Tochter Turner errichtet Stadien, Hotels und Krankenhäuser in den USA.

Im vergangenen Jahr hatte Hochtief deutlich mehr Gewinn eingefahren - dazu trug auch das lange kriselnde Europa-Geschäft bei, das seine Erträge deutlich steigerte. Der bereinigte operative Konzerngewinn sei dank Zuwächsen in Amerika, Australien und Europa um 37 Prozent auf 361 Millionen Euro gestiegen. Die Aktionäre, darunter der spanische Mutterkonzern ACS, sollen eine Dividende von 2,60 Euro je Aktie erhalten. Für 2015 waren zwei Euro je Anteilsschein geflossen.

2017 peilt Hochtief mit einem Auftragsbestand von 43,1 (Vorjahr: 36) Milliarden Euro im Rücken einen operativen Konzerngewinn von 410 bis 450 Millionen Euro an, 13 bis 25 Prozent mehr als 2016. Zudem erwartet Fernandez Verdes ein Umsatzplus von mehr als zehn Prozent. Weltweit müssen Autobahnen gebaut oder erneuert werden, Häfen und Flughäfen entstehen - Hochtief will davon profitieren. Allein in Deutschland legten die Neuaufträge um mehr als 600 Millionen Euro zu.

(maxi/rtr)
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