Tarifstreit im Sicherheitsgewerbe Heute Flughafen-Streiks in Düsseldorf und Köln

Düsseldorf · Die Fluggastkontrolleure wollen ab 4 Uhr die Arbeit für 20 Stunden niederlegen. Passagiere müssen sich auf lange Warteschlangen und massive Störungen des Flugverkehrs gefasst machen.

Dezember 2012: Der Streik des Sicherheitspersonals an deutschen Flughäfen
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Dezember 2012: Der Streik des Sicherheitspersonals an deutschen Flughäfen

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Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi macht Ernst in der Tarifauseinandersetzung im Wach- und Sicherheitsgewerbe NRW: Wie unsere Redaktion aus Verhandlungskreisen erfuhr, wird die Gewerkschaft die Passagierkontrolleure an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn an diesem Donnerstag zu einem ganztägigen Streik aufrufen.

Beginn ist um 4 Uhr. Das Ende des Streiks ist für 24 Uhr geplant. Fluggäste müssen sich deshalb während des gesamten Tages auf Verspätungen und zahlreiche Flugausfälle einstellen. Die Gewerkschaft behält sich zudem vor, den Streik auch morgen fortzusetzen.

Einen Vorgeschmack auf die möglichen Auswirkungen eines ganztägigen Arbeitskampfes bekamen Passagiere bereits in der vergangenen Woche, als ein Streik der Sicherheitskräfte in Hamburg den Flugverkehr massiv beeinflusste: Reisende mussten mehrere Stunden vor nur zwei besetzten Sicherheitsschleusen ausharren. Viele Reisende verpassten ihre Flüge; zahlreiche Verbindungen wurden abgesagt.

Es geht um höhere Löhne

In Nordrhein-Westfalen verhandelt Verdi über höhere Löhne für die 34.000 Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen. Zu diesen zählen Firmen wie Kötter, Klüh und Fis, deren Personal im Auftrag der Bundespolizei Fluggäste, Gepäck, Waren und Flughafenmitarbeiter durchleuchtet. Hinzu kommen die zahlreichen Objektschützer sowie eine Werksfeuerwehr in Rheinberg.

Verdi verlangt, dass der Stundenlohn in der untersten Einkommensgruppe, zu der nach Gewerkschaftsangaben 70 Prozent der Beschäftigten zählen, von derzeit 8,15 auf 10,65 Euro steigen soll. Für die Fluggastkontrolleure fordert Verdi eine Anhebung von 12,36 auf 16 Euro.

Laut Bundesverband der deutschen Sicherheitswirtschaft (BDSW) belaufen sich die Forderungen je nach Einkommensgruppe auf ein Plus von 17,25 bis 77,72 Prozent. BDSW-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok hatte Verdi aufgefordert, "zu einer realistischen Tarifpolitik zurückzukehren". Dass das gehe, zeigten die aktuellen Forderungen von 6,5 Prozent für den öffentlichen Dienst. Olschok warnte davor, zu große Begehrlichkeiten bei den Arbeitnehmern zu wecken, die sich nur schwer zurückholen ließen.

Letzte Gesprächsrunde scheiterte im Dezember

Der Streik an den Flughäfen deutet sich bereits seit Längerem an. Nach dem Scheitern der letzten Gesprächsrunde Mitte Dezember hatte Verdi diesen für Ende Januar angekündigt und in der vergangenen Woche Vertrauensleute und Betriebsräte zu einer "Mobilisierungskonferenz" nach Sprockhövel geladen, um dort die Details des Arbeitskampfes festzulegen.

Der Flughafen Düsseldorf, der als Hauptaustragungsort gilt, hat deshalb bereits erklärt, man habe sich "bestmöglich auf ein Streikszenario vorbereitet". Allerdings räumte Flughafen-Chef Christoph Blume ein, im Falle einer kurzfristigen, ganztägigen Streikaktion rechne er "mit erheblichen Verzögerungen bei den Sicherheitskontrollen und dadurch mit Beeinträchtigungen des Flug- und Abfertigungsbetriebs".

Blume kritisierte, dass der Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere und Fluggesellschaften ausgetragen werde. "Grundsätzlich liegt die Sicherheitskontrolle der Fluggäste als hoheitliche Aufgabe in der Verantwortung der Bundespolizei. Der Bund hat daher die Pflicht, eine schnelle Lösung in diesem Tarifstreit zu erzielen."

Streiks drohen auch im Tarifkonflikt für den öffentlichen Dienst der Länder. Nachdem der Verhandlungsführer, Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), der "Süddeutschen Zeitung" gesagt hatte, der Schuldenabbau sei wichtiger als höhere Entgelte, kam am Mittwoch die Antwort von Verdi: "Wenn die Arbeitgeber am 31. Januar sagen, wir bewegen uns nicht, dann geht es gleich am 1. Februar los", sagte Bundesvorstandsmitglied Achim Meerkamp mit Blick auf Warnstreiks.

(maxi)
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