Düsseldorf "Industrie 4.0 braucht mehr Tempo"

Düsseldorf · Henning Kagermann mahnte beim Empfang der IHK Düsseldorf, die Digitalisierung zu beschleunigen.

Kann sich Deutschland als Wirtschaftsmacht in der digitalen Welt behaupten? Um diese Frage drehte sich der Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf, zu dem gestern Abend 1000 Gäste kamen. "Deutschland ist Weltmarktführer bei der Produktion von Fahrzeugen, Werkzeugmaschinen, Medizingeräten und Haustechnik. Nun muss das Land Geschwindigkeit aufnehmen bei der Realisierung der Industrie 4.0", mahnte Gastredner Henning Kagermann, lange Chef des Software-Konzerns SAP und heute Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften.

Unter Industrie 4.0 versteht man die Digitalisierung der klassischen Industrie. Ziel ist die intelligente Fabrik ("Smart Factory"), in der Produkte selbstständig mit Herstellungsrobotern, dem Lager und den Kunden kommunizieren. Der digital aufgerüstete Konsument erwarte jederzeit die für ihn in seiner Rolle als Nutzer, Mitarbeiter, Patient oder Tourist passende Kombination von Produkten und Dienstleistungen, sagte Kagermann. Und wenn deutsche Unternehmen diese nicht liefern könnten, würden es eben ausländische tun: "Das Sammeln von Big Data in Echtzeit ist wettbewerbs- entscheidend."

Entsprechend groß ist die Herausforderung an Technik, Datensicherheit, Mitarbeiter. "Das erfordert branchenübergreifende Allianzen", sagte Kagermann. Deutsche Unternehmen verfügten über beste Voraussetzungen, aus der Vision Industrie 4.0 Realität zu machen. Jedoch müsse das Ganze schneller gehen, um im internationalen Wettlauf nicht zu verlieren. Dazu gehöre es, die Mitarbeiter mitzunehmen und sich um sinnvollen Datenschutz zu kümmern. "Jetzt ist Zeit zu handeln", so Kagerman.

Zeit zu handeln sieht IHK-Präsident Ulrich Lehner auch beim Freihandelsabkommen mit den USA: "Der Abschluss wird gerade unseren mittelständischen Unternehmen den Zugang zum US-Markt erleichtern." Zugleich mahnte er eine neue Steuerpolitik an. Aktuell schwächten Steuerbelastung und Energiepolitik die Investitionsneigung. Angesichts der Rekordeinnahmen des Staates sei es eine Enttäuschung, dass der Soli 2019 nicht abgeschafft werde, sagte Lehner in Richtung der NRW-Minister Walter-Borjans (Finanzen) und Duin (Wirtschaft).

Die IHK Düsseldorf stellte auch die Weichen für den Chefwechsel. 2016 löst Gregor Berghausen (46), derzeit Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung in der IHK Köln, Udo Siepmann als Hauptgeschäftsführer in Düsseldorf ab. Siepmann geht dann in den Ruhestand.

(RP)
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