Düsseldorf Henkel-Managerin verklagt den Konzern

Düsseldorf · Tina Müller kündigte und will zu Beiersdorf – Henkel pocht auf ein Wettbewerbsverbot.

Dem Dax-Konzern Henkel steht ein ärgerlicher Gerichtstermin am nächsten Dienstag bevor. Die über Jahre bekannteste Managerin des Unternehmens, Tina Müller, verlangt, dass sie ab Juli beim Hamburger Wettbewerber Beiersdorf arbeiten darf. Sie hat zum 30. Juni bei Henkel gekündigt, doch Henkel beharrt auf einem Wettbewerbsverbot im Arbeitsvertrag der 1968 geborenen Marketingexpertin. Tina Müller und ihr Anwalt meinen dagegen, dass das im Vertrag vereinbarte "nachvertragliche Wettbewerbsverbot" nicht gültig ist.

Mit dem öffentlichen Verfahren eskaliert der Streit weiter. Bereits im Juni 2012 hatte Frau Müller nach 17 Jahren gekündigt. Daraufhin hatte Henkel-Chef Kasper Rorsted sie von der Arbeit freistellen lassen. Man kann Frau Müller also nun als eine der bestbezahlten Spaziergängerinnen Düsseldorfs bezeichnen.

Dabei will Rorsted auch eine spezielle Rechnung begleichen: Als 2012 sein wichtiger Asien-Manager Patrick Kaminski zu Beiersdorf wechselte, ging der binnen weniger Wochen – Kündigungsfrist und Wettbewerbsverbot wurden "mit Hilfe des in China geltenden Rechts geschickt ausgehebelt", wie das "Manager-Magazin" berichtete.

Ob der Gütetermin am Dienstag wirklich öffentlich stattfindet, ist eine spannende Frage. Das Gericht hat praktisch alle großen Medien für 12.40 Uhr eingeladen. Ein Kenner ähnlicher Verfahren meint, dass damit sowohl auf Henkel wie auf Frau Müller der Druck steigt, sich vorher auf einen Kompromiss zu einigen. Henkel ist als Familienkonzern dafür bekannt, öffentlichen Streit eher zu meiden – und wenn Frau Müller Geheimnisse an Beiersdorf verraten wollte, könnte sie dies auch jetzt schon.

Aber auch Tina Müller müsste Interesse daran haben, den Streit nicht zu schüren. Zuerst soll sie bei Beiersdorf die Markenführung von Nivea übernehmen, doch mittelfristig scheint für sie ein Vorstandsposten vorgesehen. Bei Henkel war sie mit großem Erfolg für die Marke Schwarzkopf verantwortlich. 2010 erhielt sie noch den Preis "Chief Marketing Officer" des Jahres; viele Medien hatten positiv über sie berichtet. Ein öffentlicher Streit könnte das sorgfältig aufgebaute Image nun beschädigen.

(RP)
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