Nachfrage gestiegen Warum viele Kunden aktuell kein Brennholz mehr bekommen

Düsseldorf · Wer aktuell noch Holz für seinen Kamin kaufen möchte, muss oft mit Schwierigkeiten rechnen. Viele Lager der Brennholzhändler sind so gut wie leer. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

 Frisch geschlagenes Brennholz muss zunächst trocknen, am besten gestapelt an einem wettergeschützten Platz.

Frisch geschlagenes Brennholz muss zunächst trocknen, am besten gestapelt an einem wettergeschützten Platz.

Foto: Christin Klose/dpa-tmn/Christin Klose

Achim Gerards hat vor einigen Wochen extra einen Hinweis angebracht. Wer auf die Internetseite von „Kaminholz Gerards“ klickt, dem springen dort als erstes zwei Sätze mit Ausrufezeichen entgegen: „Laubhartholz leider ausverkauft! Fichtenholz weiterhin lieferbar!“ Trotzdem, sagt Gerards, klingele bei ihm jeden Tag gefühlt 20-mal das Telefon. Am anderen Ende: Kunden, die wissen wollen, ob er nicht doch noch Buche oder Eiche im Angebot hat. Gerards, der seit 2009 Brennholz an Kunden aus Mönchengladbach und Umgebung ausliefert, muss dann allen die gleiche Antwort geben: Dass er das bei vielen Verbrauchern beliebte Laubhartholz bereits im November nur noch an Stammkunden verkaufen konnte und seit Dezember gar nicht mehr. Dass er trockenes Laubhartholz wohl erst wieder zur nächsten Heizsaison anbieten kann. Und dass Kunden, die kein Fichtenholz kaufen möchten, bei ihm aktuell nur noch vorgelagertes Holz bekommen, dass sie zuhause erst für einige Monate trocknen lassen müssen, bis sie es zum Heizen verwenden können. Und das alles, obwohl Gerards nach eigener Aussage sonst immer bis Februar oder März genug Material auf Lager hatte.

„Ich würde ja gerne neue Kunden dazugewinnen, aber das geht natürlich nicht, wenn ich kein Holz mehr habe“, sagt Gerards. Frisch geschlagenes Holz darf laut gesetzlicher Regelung erst in den Ofen, wenn eine Restfeuchte von weniger als 25 Prozent erreicht ist. Der Trocknungsprozess an der Luft ohne technische Hilfsmittel dauert Monate – zu lange, um noch auf die aktuelle Nachfrage reagieren zu können. Dass zwischenzeitlich mal mehr Menschen als sonst Brennholz kaufen wollen, kennt Gerards bereits aus vergangenen kalten Wintern. Seit der Pandemie seien jedoch noch einmal besonders viele Neukunden dazugekommen, die noch spontan Holz für ihren Ofen kaufen möchten und dann häufig eine Enttäuschung erleben mussten. Eine Erfahrung, die auch andere Anbieter gemacht haben – etwa aus Neuss, Korschenbroich oder Bedburg-Hau. Und von der auch Klaus Egly vom Bundesverband Brennholz berichten kann.

„Dass das Holz gerade knapp ist, das ist eigentlich kein Phänomen, das neu aufgetreten ist. Es gab immer wieder Jahre, in denen es so war“, sagt er. Wer rechtzeitig – also bereits vergangenen Frühjahr – genügend Holz bei seinem Anbieter bestellt habe, dürfte aus seiner Sicht eigentlich keine Probleme haben. Das Geschäft mit dem Brennholz sei eben zeitaufwändig, eine kurzfristige Lieferung naturgemäß ausgeschlossen, die Möglichkeiten für die Lagerung begrenzt.

Wird das Holz künstlich getrocknet, könne es zwar bereits nach etwa vier bis acht Wochen zum Heizen verwendet werden. Aber die Abwärme, die dafür überwiegend eingesetzt werde und unter anderem bei Biogasanlagen als Nebenprodukt entstehe, sei nicht unendlich verfügbar. Den Grund für die Knappheit sieht Egly vor allem in einer gestiegenen Nachfrage. Einige Verbraucher hätten durch Homeoffice und die weiteren Einschränkungen durch die Pandemie mehr Zeit zuhause verbracht und somit auch mehr Holz verbrannt als von ihnen einkalkuliert. Hinzu kämen Kunden, die sich in den vergangenen Monaten erst neu einen Ofen angeschafft, die frühzeitige Brennholzbestellung jedoch nicht bedacht hätten.

Egly beobachtet darüber hinaus, worauf Gerards durch den Hinweis auf seiner Internetseite aufmerksam macht: Die Knappheit betrifft vor allem das Laubholz, bisher jedoch nicht so stark das Nadelholz. Das liege vor allem daran, dass sich die Holzernte in den vergangenen Jahren wegen der Käferplage besonders auf die befallenen Nadelbäume konzentriert habe, die dringend raus aus den Wäldern gemusst hätten. Das Problem: Fichte ist bei vielen Kunden längst nicht so beliebt wie etwa Buche oder Eiche. „Einem Verbraucher ein Stück Nadelholz zu verkaufen ist oft ein hartes Stück Arbeit. Viele Leute denken, dass das Holz keinen Heizwert hat oder den Ofen verharzt und dadurch kaputt macht. Aber das sind alles nur Vorurteile“, sagt Egly. In Süddeutschland sei es etwa sehr üblich, Nadelholz zum Heizen zu verwenden, er selbst heize seit rund zwei Jahren nur noch damit, sei sogar der Meinung, man solle die Verwendung von anderem Holz wegen der ungenutzten Mengen an Käferholz in den Wäldern zwischenzeitlich verbieten.

Dass Heizen mit Holz mit Blick auf die gestiegenen Energiepreise wirklich eine Alternative für Verbraucher sein könnte, hält Egly jedoch für einen Trugschluss. Zwar koste eine Kilowattstunde Wärme aus Laubholz aktuell um die 5 Cent, während es beim Heizöl ungefähr das Doppelte sei. Der Verbraucher müsse jedoch auch Faktoren wie Anschaffungskosten des Ofens, Arbeitsaufwand und Lagerfläche bedenken. Außerdem sei gar nicht genügend Ware vorhanden, um den Bedarf für alle zu decken. Egly geht darüber hinaus davon aus, dass sich auch eine Erhöhung der ofenfertigen Brennholzpreise nicht vermeiden lassen wird, weil die Einkaufspreise für Buchenholz und andere Laubholze deutlich angestiegen seien. Preissprünge wie bei Öl oder Erdgas seien jedoch nicht zu befürchten. „Wer jetzt kein Holz hat, für den ist der Zug in diesem Winter aber sowieso abgefahren“, sagt Egly. Verbraucher, die kein Brennholz mehr vom heimischen Lieferanten bekommen, sollten ihren Ofen ihm zufolge lieber kalt lassen, anstatt auf das Angebot von Importhölzern mit unbekannter Herkunft oder weiten Transportwegen zurückzugreifen. Alternativ komme auch anderes Brennmaterial, etwa aus den Baumärkten, für den Übergang infrage.

Auch in den Baumärkten macht sich die steigende Nachfrage bemerkbar. Hagebau teilt mit, die Nachfrage nach Kaminholz sei gegenüber dem Vorjahr um einen zweistelligen Prozentsatz gestiegen. Dieser Effekt könne bereits seit Beginn der aktuellen Heizperiode im Juli 2021 beobachtet werden. Auch bei Holzbriketts und Holzpellets sei die Nachfrage groß, der Bedarf könne aktuell nicht flächendeckend gedeckt werden. Auch Hornbach beobachtet eine gestiegene Nachfrage nach Brennholz und anderem Brennmaterial. Heizen mit Holz sei bereits seit einigen Jahren wieder im Trend, bereits kurz nach Beginn der Pandemie habe sich das noch einmal besonders gezeigt. Bauhaus verzeichnet nach eigenen Angaben ebenfalls seit dem vergangenen Herbst „ein deutliches Nachfrageplus bei Holzpellets von rund einem Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum“. Durch die Verknappung von Schnitt- und Brennholz falle auch weniger Rohmaterial zur Herstellung von Pellets an, was die Lage für das Unternehmen „zusätzlich herausfordernd“ mache.

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