Düsseldorf Haustechnik bringt Google ins Schlafzimmer

Düsseldorf · Für 3,2 Milliarden Dollar kauft der Internetkonzern die junge Firma Nest, die vernetzte Rauchmelder herstellt.

Das junge Unternehmen Nest hat zwei Produkte im Angebot, einen Rauchmelder und ein Thermostat. Trotzdem ist es dem Google-Chef Larry Page 3,2 Milliarden Dollar (rund 2,34 Milliarden Euro) wert. Es ist der zweitteuerste Zukauf der Unternehmensgeschichte, nur für die Übernahme des Mobilfunkherstellers Motorola hat Google mehr ausgegeben.

Doch wie bei Motorola, wo man sich den wichtigen Zugriff auf Patente sichern wollte, ist Nest für Google vor allem von strategischer Bedeutung. Der Kauf des Unternehmens zeigt, wie ernst der Konzern aus dem kalifornischen Mountain View die Vision des "Internets der Dinge" nimmt, die auch bei der US-Technikmesse CES vergangene Woche eines der Hauptgesprächsthemen war. Denn mit Nest will Google nach dem Computer und Smartphone auch unsere Wohnungen erobern.

Mit dem Internet vernetzte Haushaltsgeräte sollen unser Leben erleichtern. Kühlschränke, Waschmaschinen und Herdplatten könnten künftig über das Smartphone gesteuert werden. Das Thermostat von Nest speichert beispielsweise das Nutzerverhalten. Es merkt sich, wann die Menschen zu Bett gehen und wieder aufstehen – und reguliert entsprechend die Heizung und damit die Kosten.

Diese Informationen sind auch für Google interessant. Zwar versicherte Nest-Gründer Tony Fadell in einem Interview: "Die Daten von Nest bleiben bei Nest." Doch wie lange das so bleiben wird, ist unklar. Denn Google verdient sein Geld mit Werbung. Je mehr es über die Nutzer weiß, umso gezielter kann es die Anzeigen seiner Kunden schalten. Diese Qualität ist wichtig, um trotz der sinkenden Preise für Online-Werbung den Umsatz weiter zu steigern. Fast wie eine Drohung klingt da Fadells Aussage: "Wir wissen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt."

Gleichzeitig wechselt mit dem Nest-Gründer der Miterfinder des iPods in das Google-Reich und bringt etwas mit, was dem Internet-riesen bislang fehlte: Das Gespür für schnörkelloses Design und intuitive Bedienung, das Apple zeitweise zum wertvollsten Konzern der Welt machte.

Denn während Google mit Android das dominierende Betriebssystem auf dem Smartphone-Markt hat, liegt Apple in puncto Hardware bislang deutlich vor dem Konkurrenten. Mit seinen gigantischen Barreserven von mehr als 54 Milliarden Dollar versucht Google daher, sich ein Stück vom zukünftig zu verteilenden Kuchen zu kaufen – wie immer der aussehen mag.

Das Auto soll mithilfe von Partner Audi erobert werden, die Datenbrille Google Glass könnte das Smartphone ersetzen und welche Pläne der Internetriese mit der Übernahme der Robotik-Firma Boston Dynamics verfolgt, ist längst nicht absehbar. Das internetfähige Thermostat ist wohl erst der Anfang.

(RP)
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